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Forschung Erfindergeist in Sachsen-Anhalt

Von intelligenten Einlegesohlen für Diabetiker bis zum Vogelschutzglas - in Sachsen-Anhalt wird fleißig erfunden.

28.02.2016, 23:01

Magdeburg (dpa/tw) l Im Jahr 2015 bewilligte die Investitionsbank Sachsen-Anhalt für 31 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben Zuschüsse von sieben Millionen Euro mit einem Investitionsvolumen von rund zwölf Millionen Euro. Damit knüpfen Forscher und Entwickler an die Erfindertradition des Landes an: In Dessau meldete der als Flugzeugkonstrukteur bekannt gewordene Hugo Junkers 1894 seinen Gasbadeofen zum Patent an, der zur Gastherme weiterentwickelt wurde. Heinrich Mundlos brachte 1925 die Zick-Zack-Nähmaschine auf den Markt und erobert damit die Welt.

Forschung und Entwicklung sind oft teure Vorhaben. Die Hälfte der Zuschüsse der Investitionsbank ging an kleinere und mittlere Unternehmen, wie eine Sprecherin mitteilte. In Halle etwa werde nun ein Automat zur Handhabung von würfelförmig verpackten Produkten entwickelt.

Eine weitere Innovation aus Sachsen-Anhalt soll dazu beitragen, zahlreiche der bis zu 45 000 Fußamputationen bei Diabetikern zu vermeiden, die nach Entzündungen notwendig werden. Bevor Entzündungen entstehen, steigt die Temperatur am Fuß. Die intelligenten Einlegesohlen haben Sensoren, die Druck und Erwärmung registrieren und an das Smartphone des Nutzers übermitteln. Marktstart soll noch in diesem Jahr sein. Die Erfindung wurde mit dem Innovationspreis IQ Magdeburg ausgezeichnet.

Am Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz wurde wiederum ein Miniatur-Spektrometer entwickelt, das umweltfreundliches Waschen ermöglichen soll. Das Gerät wird am Abwasserschlauch angesetzt – und die Waschmaschine erkennt automatisch die Verschmutzung des Wassers. Der Wasser- und Waschmittelverbrauch wird daran angepasst. Alle im Abwasser enthaltenen Substanzen – von Blut bis Lebensmittelflecken – können mit dem Spektrometer erfasst werden.

Dem Schutz von Vögeln dagegen dient ein spezielles Glas, das in Halle entwickelt wurde. Bei dem Verfahren werden für das menschliche Auge nicht sichtbare Schichten im Glas durch Laserstrahlen so verändert, das im ultravioletten Lichtbereich Muster entstehen. Dadurch können die Vögel die Glasscheiben als Hindernis erkennen.

Vor der Vermarktung von Produkten steht in vielen Fällen zunächst der Schutz der Idee vor Nachahmern. Was dabei zu beachten ist, ließen sich im vergangenen rund 650 Interessenten beim Patentinformationszentrum (PIZ) der Otto-von-Guericke-Universität erklären. Mit einem Anteil von etwa 55 Prozent kämen Anfragen vor allem aus Universitäten und Hochschulen, sagte PIZ-Leiter Wolfgang Weigler. Jeweils 20 Prozent betrug der Anteil der Interessenten aus kleinen und mittleren Unternehmen sowie Privaterfindern.

Rund 210 Eigenrecherchen von Nutzern im PIZ unterstützten die Mitarbeiter, hinzu kamen etwa 100 Rechercheaufträge. Patentanwälte aus der Region machten 116 sogenannte Erfindererstberatungen, etwa 520 allgemeine Informationsgespräche kamen hinzu. Außerdem führt das PIZ Jahr für Jahr etwa 30 Veranstaltungen mit fast 500 Teilnehmern rund um das Thema "Gewerbliche Schutzrechte" durch.