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Kaum Wachstum Wirtschaft in Sachsen-Anhalt stagniert

Nur 0,1 Prozent hat das Bruttoinlandsprodukt 2015 zugelegt. Mehr Dynamik ist nicht in Sicht.

30.03.2016, 23:01

Magdeburg l 0,1 Prozent Wachstum – das ist die magere Bilanz für Sachsen-Anhalt im Jahr 2015, die das Statistische Landesamt am Mittwoch veröffentlicht hat. Einmal mehr ist das Bruttoinlandsprodukt, also der Wert aller produzierten Waren und Dienstleistungen, kaum gewachsen, obwohl die wirtschaftliche Großwetterlage keineswegs schlecht ist. Die deutsche Wirtschaft insgesamt konnte um 1,7 Prozent zulegen, Spitzenreiter Baden-Württemberg brachte es auf einen Zuwachs von 3,1 Prozent.

Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) gab sich am Mittwoch trotzdem alle Mühe, der Entwicklung etwas Positives abzugewinnen. „Nach zwei Jahren des negativen Wachstums hat sich die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt 2015 leicht erholt“, stellte er fest.

Auf die Tatsache, dass die Statistiker die Wachstumsrate für 2014 nachträglich noch einmal nach unten korrigiert hatten, ging er in seiner Erklärung im Einzelnen nicht mehr ein. Ursprünglich war für 2014 ein Wachstumsplus von 0,4 Prozent ausgewiesen worden, mittlerweile hat sich jedoch herausgestellt, dass die Wirtschaft um 0,4 Prozent geschrumpft war.

Ins Stottern geraten ist die hiesige Wirtschaft nicht erst in den vergangenen drei Jahren. Schon seit dem Jahr 2000 sind die Wachstumsraten immer wieder unterdurchschnittlich ausgefallen. Für die letzten 15 Jahre lässt sich bundesweit ein Wachstumsplus von 18,1 Prozent errechnen, für Sachsen-Anhalt dagegen nur ein Zuwachs von 7,3 Prozent. Über die Ursachen wird sowohl in der Politik als auch unter Volkswirten gestritten.

Manche sehen einen wesentlichen Grund im Bevölkerungsrückgang der vergangenen Jahre. Weniger Menschen können weniger produzieren und konsumieren. Ökonomen wie Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle mahnen, dass die Landesregierung mehr tun müsse, um die die Attraktivität Sachsen-Anhalts als Wohnort und Arbeitsstätte zu steigern. Vom jüngsten Bevölkerungszuwachs dürfe man sich nicht täuschen lassen, da dieser auf dem Zustrom von Flüchtlingen beruhe.

Auch die Kleinteiligkeit der hiesigen Wirtschaft spielt nach Ansicht von Experten eine Rolle. Im Vergleich zu anderen Bundesländern würden Sachsen-Anhalt ertragsstarke und global aufgestellte Konzerne fehlen.

Das Wirtschaftsministerium führt insbesondere für die letzten Jahre weitere mögliche Ursachen an. So hätte der zuletzt stark gesunkene Ölpreis insbesondere die Bilanz der fürs Land wichtigen Chemieindustrie geschmälert. Zwar würde dort weiterhin viel produziert, die Güter müssten aber inzwischen zu niedrigeren Preisen weiterverkauft werden.

Eine weitere Ursache für die Wachstumsschwäche sieht das Ministerium in der Krise der Landwirtschaft. Seit geraumer Zeit leiden die Erzeuger unter niedrigen Preisen, besonders betroffen sind Milch- und Schweinefleisch-Produzenten.

Dass sich die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr deutlich bessert, ist nach Ansicht von Experten eher unwahrscheinlich. NordLB-Analyst Eberhard Brezski rechnet mit einer vergleichbar niedrigen Wachstumsrate wie im vergangenen Jahr. „Wir tun uns mit Prognosen derzeit zwar schwer, aber mit großen Veränderungen rechnen wir nicht.“

Wirtschaftsminister Hartmut Möllring betonte, „dass auch in 2016 unsere mittelständischen Unternehmen weiter im Zentrum der Wirtschaftspolitik des Landes stehen müssen“. Die Betriebe sollten durch Innovationen und Investitionen ihre Produktivität steigern und durch eine stärkere Internationalisierung neue Märkte im Ausland erschließen, so Möllring weiter.