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Zukunftsatlas Nord-Süd-Gefälle bei Wirtschaftskraft

Der Landkreis Stendal ist Schlusslicht in der Studie des Schweizer Prognos-Instituts.

27.05.2016, 23:01

Berlin (AFP/sj/dpa) l Ostdeutsche Großstädte wie Leipzig, Weimar oder Chemnitz holen wirtschaftlich deutlich auf: Ihre ökonomischen Zukunftsaussichten verbessern sich deutlich, während große Teile Ostdeutschlands weiter zurückfallen, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Zukunftsatlas 2016 des Prognos-Instituts Berlin hervorgeht. Die beiden Spitzenplätze belegen wie schon seit der ersten Studie im Jahr 2004 der Landkreis München, gefolgt von der Stadt München, Ingolstadt und dem Landkreis Böblingen.

Dem Norden und Westen gelingt es nach wie vor nicht, an den starken Süden aufzuschließen. „Das doppelte Gefälle zwischen West und Ost sowie Süd und Nord bleibt unverändert“, erklärte Prognos-Projektleiter Peter Kaiser. Umso bemerkenswerter sei, dass immer mehr ostdeutsche Großstädte sich gut entwickelten.

Dies betrifft demnach neben den Hoffnungsträgern Dresden und Potsdam vor allem Leipzig, das sich seit 2004 im Regionen-Ranking um fast 200 Plätze verbesserte – von Platz 334 auf Platz 137. Auch Weimar und Chemnitz holen auf. Jena liegt wie Dresden in der zweitbesten Kategorie „sehr hohe Chancen“. Auch Magdeburg rutschte nach vorn: von Platz 301 auf 281. Der Landeshauptstadt wird ein ausgeglichenes Chancen/Risiken-Potenzial bescheinigt – im Vergleich zu allen anderen Regionen Sachsen-Anhalts hat die Elbestadt damit die besten Entwicklungschancen. Halle bleibt unverändert auf Platz 331 in der Kategorie mit „leichten Risiken“.

Mit dem Zukunftsatlas bewertet das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos alle drei Jahre anhand von 29 Indikatoren wie Demografie, Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Innovation sowie Wohlstand und soziale Lage die Zukunftschancen aller 402 Kreise und kreisfreien Städte.

Unter den Top Ten befinden sich abgesehen von Wolfsburg aber nur Städte und Landkreise südlich des Mains (siehe Karte). Nach wie vor düster sieht es für viele ländliche Regionen in Ostdeutschland aus.

Der größte Aufsteiger ist demnach Berlin: Im Vergleich zum Zukunftsatlas 2013 konnte die Hauptstadt 110 Plätze gutmachen und landete jetzt auf Platz 114. Auch der baden-württembergische Landkreis Calw und der Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz verbesserten sich deutlich.

Zu den Absteigern in den vergangenen drei Jahren zählen demnach der unterfränkische Landkreis Schweinfurt, der sich um 121 auf Platz 217 verschlechterte, sowie die nordrhein-westfälischen Kommunen Mülheim an der Ruhr (minus 114 Plätze) und Leverkusen (minus 107 Plätze).

Erstmals ermittelte Prognos, wie gut die Regionen für den digitalen Wandel aufgestellt sind. Auch in diesem Ranking liegen der Landkreis und die Stadt München vorn. Vier von fünf möglichen Sternen erhalten die Städte Bremen, Kaiserslautern und Offenbach am Main.

Als Ursachen für die tiefen Gräben zwischen den Regionen nennt Projektleiter Kaiser einen „Teufelskreis“ aus hoher Verschuldung und Arbeitslosigkeit sowie hohen Soziallasten. In den klammen Stadtsäckeln fehle Geld zur Finanzierung zum Beispiel von Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbädern oder Kultureinrichtungen – das mindere die Attraktivität des Standortes.

„Ein Patentrezept zur Lösung demografischer Probleme abgelegener ländlicher Regionen und des Strukturwandels in Altindustrie-Gegenden gibt es nicht“, sagte Kaiser. Bayern investiere allerdings relativ viel in die Strukturförderung.