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Instagram Fotoalbum mit Werbefaktor

Eine Sachsen-Anhalterin wirbt auf Instagram für Beauty-Produkte. Unternehmen haben das Foto-Netzwerk als Werbe-Plattform entdeckt.

02.09.2016, 23:01

Magdeburg l Nadine Sobotzik ist ein Instagram-Star aus Sachsen-Anhalt. Seit drei Jahren veröffentlicht die 21 Jahre alte Studentin aus Schollene (Landkreis Stendal) ihre Fotos auf dem Bilderdienst. Ihre Fangemeinde ist auf mehr als 10 000 Menschen angewachsen. Sobotzik teilt ihr Leben mit den Followern. Wenn sie zum Beispiel vor dem Spiegel ihres Zimmers steht und ihr neues Lieblings-Kleidungsstück präsentiert, erntet sie schnell mal ein paar Hundert Likes für das Werk.

Neben den privaten Schnappschüssen lädt Sobotzik auch immer wieder Aufnahmen von Kosmetikprodukten hoch. Unternehmen schicken der jungen Frau kostenlos Lippenstift, Nagellack oder Hautcreme zu. Die Studentin bietet im Gegenzug ein gut gepflegtes Profil, das sich um Beauty-Themen dreht. „Ich nehme nur Produkte, die mir gefallen und von denen ich selbst überzeugt bin“, beteuert Sobotzik. Ihre Follower bekommen von den Kooperationen mit den Firmen nichts mit. Wie viele Instagram-User deklariert auch die Sachsen-Anhalterin ihre Produkt-Fotos nicht als Werbung. Sobotzik verdient derzeit noch kein Geld damit, dass sie auf ihrem Profil für Firmen wirbt. Andere Instagramer mit Hunderttausenden Followern leben davon. Topverdiener bekommen für ein Foto mit Produkt mehrere Hundert Euro von Unternehmen.

In Deutschland hat Instagram mehr als neun Millionen Nutzer. Das Netzwerk entwickelt sich langsam zum Liebling der Werbebranche. „Firmen haben auf Instagram die Möglichkeit, eine Marke zu inszenieren und über Bilder zu emotionalisieren“, sagt Marko Sarstedt, der an der Universität Magdeburg Marketing-Professor ist. Vermeintlich normale Menschen mit großem Einfluss – sogenannte Influencer – fungieren als Image-Träger .

„Influencer haben eine große Wirkung, sind authentisch und glaubwürdig. Unternehmen können mit ihnen ganz gezielt eine Zielgruppe ansprechen“, sagt Oliver Brügmann, der in Berlin vor vier Jahren die Agentur Visumate gegründet hat. Brügmann vermittelt an Firmen zur Marke passende Influencer. 5000 Menschen mit Tausenden Followern auf Instagram und anderen Social-Media-Plattformen sind in der Kartei der Agentur gelistet. Die Werbewirtschaft ist von den Internet-Meinungsführern fasziniert: Kontinuierlich sorgen Influencer für hochwertige Inhalte und halten so ihre Follower bei Laune. Produkte und Dienstleistungen der Sponsoren werden darin integriert.

So lange die werbefinanzierten Postings gekennzeichnet sind, ist Geldverdienen kein Problem. Visumate-Chef Oliver Brügmann empfiehlt seinen Marken-Botschaftern, gesponserte Bilder zu markieren. Eine gesetzliche Grundlage gibt es dafür auf Instagram bislang allerdings nicht. Trotzdem droht Post vom Anwalt. „Das Risiko einer Abmahnung besteht. Genau genommen sind gesponserte Postings Schleichwerbung und müssten eigentlich deklariert werden“, sagt Marketing-Professor Sarstedt.

Auch mit den Followern droht bei viel Werbung Ärger. „Eine kontinuierliche Bildsprache ist wichtig. Bezahlte Postings dürfen nicht wie Fremdkörper wirken. Sie sollten den Markenkern widerspiegeln, aber die Handschrift des Influencers tragen“, sagt Oliver Brügmann. Ansonsten ziehen die Instagramer schnell den Zorn der Netzgemeinde auf sich.

Die Sachsen-Anhalterin Nadine Sobotzik lädt jeden Tag ein Bild auf der Plattform hoch, etwa einmal in der Woche ist ein Werbe-Foto darunter. In die Pflege ihre Social-Media-Auftritts investiert die 21-Jährige viel Zeit. Etwa drei Stunden täglich kommuniziert die Blondine mit ihren Followern und reagiert auf die Postings neben ihren Beiträgen. Eigentlich studiert die junge Frau an der Universität Magdeburg Lehramt. Instagram ist für sie noch ein Hobby. Allerdings eines mit Potenzial. Erst vor einem Jahr knackte Sobotzik die 4000-Follower-Grenze. Bis zu 300 neue kommen jede Woche hinzu.

Ihre Bilder wirken wie Schnappschüsse, sind aber harte Arbeit. Die Internet-Kunst ist genau komponiert und kalkuliert. Nadine Sobotzik benutzt statt Smartphone häufig eine Spiegelreflexkamera. Die junge Frau nimmt sich Zeit. Oft vergehen Stunden, bis Kulisse und Motiv stimmen. „Manchmal verliere ich auch die Geduld“, gibt sie zu.