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Used German Machines Ein zweites Leben für Maschinen

Der Magdeburger René Schneider handelt weltweit mit alten Abfüll- und Verpackungsanlagen.

17.10.2016, 23:01

Magdeburg l „Du musst für mich Maschinen kaufen“, sagte der Mann am Telefon. Nur wenig später hatte René Schneider zwei Millionen Mark auf seinem Konto. Heute kauft und verkauft der Magdeburger auf der ganzen Welt Verpackungsanlagen, die ihre beste Zeit eigentlich hinter sich haben.

Eine Schriftrolle aus China, ein Blasrohr aus Indonesien und ein Messer aus Nepal sind auf einer Kommode im Büro von Schneider ausgestellt. Die Geschenke zufriedener Kunden erzählen die Geschichte des Unternehmens, das Schneider in Magdeburg aufgebaut hat. Seit 1998 ist der 48 Jahre alte Geschäftsmann mit seiner Firma „Used German Machines“ (UGM) auf der Pirsch nach ausrangierter Technik. „Wir kaufen auf der ganzen Welt gebrauchte Maschinen, Produktionslinien oder auch komplette Werke“, sagt Schneider.

Erst vor wenigen Wochen haben seine Mitarbeiter in Panama eine Abfüllanlage für Fruchtsäfte demontiert. 7500 Packungen befüllt die Maschine jede Stunde. Einem großen internationalen Getränkehersteller war das nicht mehr genug: In dem Werk in Mittelamerika steht nun ein Ungetüm, das 20 000 Saftkartons in der Stunde schafft.

In einer Magdeburger Fabrikhalle wird derzeit die alte Maschine für ein zweites Leben fit gemacht. Anlagenbauer, die René Schneider aus der ganzen Welt nach Sachsen-Anhalt geholt hat, reparieren, tauschen Teile aus und polieren den Metall-Koloss auf Hochglanz. In einigen Wochen wird die Abfüllanlage erneut eine weite Reise antreten: Ein ägyptischer Getränkehersteller baut ein neues Werk auf. Für die in Magdeburg überholten Maschinen bezahlen die Kunden von René Schneider bis zu 50 Prozent des ursprünglichen Neupreises. Seine Firma übergibt die Technik schlüsselfertig und gewährt bis zu zwölf Monate Garantie.

Etwa 40 Verpackungs- und Abfüllanlagen werden bei UGM jedes Jahr überholt. Das Geschäft des verheirateten Familienvaters ist anspruchsvoll, weil er die wirtschaftliche Lage auf der ganzen Welt im Blick behalten muss, damit kein guter Deal an ihm vorbeigeht. 19 Mitarbeiter bei UGM in der Landeshauptstadt helfen dabei, hinzu kommen sechs Beschäftigte in Mexiko.

René Schneider plant, bald auch eine Niederlassung im Iran zu eröffnen, seinem Heimatland. In Teheran wurde er als Sohn einer iranischen Mutter und eines deutschen Vaters geboren. Ein Freund der Familie gab mit dem Anruf vor fast 20 Jahren den Startschuss für UGM: Mit dem üppig gefüllten Konto kaufte René Schneider damals seine ersten Maschinen. Als nach dem Handel eine fünfstellige Summe als Honorar übrig blieb, baute er das Geschäft weiter aus und gründete UGM.

Die generalüberholten Maschinen werden mittlerweile auch im Internet beworben, in mehreren Sprachen. „Der deutsche Markt interessiert uns nicht. Wir exportieren zu einhundert Prozent“, sagt René Schneider. UGM erzielt so jedes Jahr einen hohen einstelligen Millionenumsatz.