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Die Analyse Dialog auf Augenhöhe mit China fortsetzen

China verteidigt immer selbstbewusster seine Wirtschaftsinteressen, dennoch muss Partnerschaft vor Konfrontation gehen.

02.11.2016, 23:01

Die Übernahme von europäischen Unternehmen durch chinesische Investoren hat Methode. „Made in China 2025“ heißt die Strategie, bereits im vergangenen Jahr hat sie die Führung in Peking vorgestellt. Die Volksrepublik soll künftig nicht mehr nur die verlängerte Werkbank der Welt sein, sondern mit eigenen innovativen Produkten in verschiedenen Wirtschaftsbereichen glänzen.

Hierfür ist jedoch Wissen über die Zukunftstechnologien nötig. Und weil sich das nicht von heute auf morgen anhäufen lässt, will die chinesische Regierung mit Firmenübernahmen nachhelfen. Allein im ersten Halbjahr 2016 haben Investoren aus dem Reich der Mitte in der EU mehr als 72 Milliarden Euro für Übernahmen ausgegeben, vor allem deutsche Mittelständler wie der Roboter-Hersteller Kuka waren und sind heiß begehrt.

Um in der Autobranche einen Fuß in die Tür zu bekommen, versuchen es die Chinesen mit einer noch raffinierteren Idee: Sie wollen Autos mit Verbrennungsmotoren zurückdrängen, Elektroautos dagegen stärker fördern. Das tun sie nicht etwa, weil sie so ökologisch denken. Sie wissen einfach, dass ihnen die westlichen Hersteller beim Know-how um die Konstruktion von Verbrennungsmotoren zu weit voraus sind, und wollen deshalb landeseigene Firmen mit ihren E-Modellen voranbringen.

Zur offensiven chinesischen Außenwirtschaftspolitik zählen zudem Subventionen. Die Regierung in Peking will eine Anerkennung als Marktwirtschaft durchsetzen, damit sie die Märkte in Europa und in den USA etwa mit subventionierten Stahlerzeugnissen überschwemmen kann.

Deutschland wäre jedoch schlecht beraten, jetzt auf pure Konfrontation zu setzen. Die Bundesregierung muss zwar stärker als bisher Unternehmen mit sensiblen Kenntnissen in Schlüsseltechnologien schützen. Sie muss sich auch dafür einsetzen, dass Peking wettbewerbswidrige Subventionen unterlässt und den Handel künftig fairer gestaltet. Sie sollte die Interessen des Landes jedoch diplomatisch geschickt vertreten und die Führung in Peking nicht auf öffentlicher Bühne attackieren.

Und letztlich ist auch zu konstatieren: Nicht jede Übernahme, nicht jede Milliarden-Investition der Chinesen ist schlecht. Kooperationen auf Augenhöhe können beide Seiten weiterbringen und den Wohlstand in beiden Ländern heben. Den nicht immer einfachen Weg muss Deutschland nicht alleine beschreiten – hier lohnt es sich, wenn die EU-Länder zusammenhalten.