Starke Frauen Die Spät-Gründerin

Die Volksstimme stellt starke Frauen vor, die als Selbstständige erfolgreich sind. Heute: Renate Meidt, Chefin einer Logistikfirma.

08.12.2016, 23:01

Kläden l Der Blick von Renate Meidt wandert über eine Europa-Karte, die gespickt ist mit bunten Markierungen. „An all diese Orte haben wir bereits Waren geliefert“, erzählt die 60-Jährige. Seit fünf Jahren ist sie Inhaberin einer Logistikfirma in Kläden, einem Ortsteil von Bismark im Landkreis Stendal.
Rund 5000 Transporte pro Jahr organisiert Meidt inzwischen mit ihren drei Angestellten. „Das ist nicht viel, aber wir können davon leben“, sagt sie bescheiden. Eigene Lkw gehören nicht zu dem Betrieb, wenn Kunden Waren von A nach B transportiert bekommen wollen, fragt Meidt bei Spediteuren an und wickelt alles Nötige für den Transport im Auftrag des Kunden ab. Sie führt damit quasi ein Dienstleistungsunternehmen.
Ihr ganzes Berufsleben lang ist Renate Meidt schon in der Logistikbranche tätig, viele Jahre hat sie als angestellte Disponentin in einer Transportfirma gearbeitet. „Das war eine anspruchsvolle Arbeit, keineswegs langweilig“, erzählt sie, „doch mit Mitte 50 fehlte mir Abwechslung und mein Sohn fragte mich eines Tages, ob ich mich nicht selbstständig machen will.“
Meidt haderte nicht lange. Binnen weniger Monate gründete sie 2011 ihre GmbH. „Es war ja nicht viel nötig – anfangs brauchte ich nur PC, Drucker, Scanner, Telefon und einen Schreibtisch. Das war alles überschaubar.“ Ihr großes Plus war natürlich auch ihre Berufserfahrung. Der Kundenkreis wuchs so schnell an, dass sie ihr Büro in den Kellerräumen ihres Hauses bald erweitern musste. Dann kamen ihre drei Mitarbeiter nach und nach hinzu.
Bis heute ist sie sehr zufrieden: „Es macht viel Spaß, auch wenn es ab und zu mal schwierige Phasen gibt.“ Auftragsflauten sind laut Meidt gar nicht mal ihr größtes Problem in solchen Phasen. „Es gibt Zeiten, da bekommen wir viele Anfragen für Transporte, haben aber nicht genügend Spediteure zur Verfügung. Da muss man manchmal Kopfstände machen, um die Transporte doch noch abzuwickeln.“
So viel Spaß ihr das Unternehmerdasein auch macht, bereut Renate Meidt nicht, sich erst mit Mitte 50 selbstständig gemacht zu haben. „Zu der Zeit, als meine Kinder noch in der Ausbildung waren, wäre das für mich nicht infrage gekommen – das Risiko wäre mir viel zu hoch gewesen“, erklärt sie. „Bedingt dadurch, dass ich nun alleinstehend bin, ist das etwas anderes. Andere suchen sich ein Hobby, und ich habe mich eben selbstständig gemacht.“
Jungen Frauen mit Kindern würde sie aus dieser eigenen Erfahrung heraus vom Gründen abraten, wenn nicht ein Partner oder die Familie Unterstützung im Notfall bieten kann. Auf der anderen Seite findet sie es wichtig, dass es auch starke Frauen in der Wirtschaft gibt. „Frauen wägen Risiken länger ab, Männer handeln oftmals schneller, kümmern sich weniger um die Folgen einer Entscheidung.“
Im eigenen Betriebsalltag freut sich Meidt über die Unterstützung ihrer drei Kinder und ihrer Schwiegertochter. „Die Familie ist ein großer Rückhalt, alle meine drei Kinder stehen auch als Mitgesellschafter der Firma hinter mir.“ Insofern muss sich Meidt auch keine Sorgen darüber machen, ob ihr Unternehmen weiterexistiert, wenn sie mal in Rente gehen sollte. „Wir sind uns schon einig, dass es weitergeht“, erzählt sie. „Es steht zwar noch nicht fest, wer die Leitung übernimmt, aber wichtig ist ja vor allem, dass die Arbeit erledigt wird.“
Erst einmal will Meidt aber auch noch ein paar Jahre weitermachen. „Bis ich 67 bin, wird das Rentenalter bestimmt noch einmal angehoben.“ Größere Erweiterungsprojekte stehen zunächst angeblich nicht an. Aber: „Ich bin ein spontaner Mensch, ich sage niemals nie.“
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