CeBit Alles ist vernetzt

Sachsen-Anhalts IT-Wirtschaft zeigt auf der CeBit neue Ideen: In Bernburg startet bald ein Projekt mit intelligenten Straßenlaternen.

21.03.2017, 23:01

Hannover l Johannes Ehrlich trägt den Dämon, den er besiegen will, auf seinem Shirt. Ein Ungetüm mit einem großen Auge ist dort zu sehen. Das T-Shirt-Monster starrt. Doch es darf nicht alles sehen. „Unsere Vision ist, Big Brother zu stoppen und die Überwachung auszusperren“, sagt Ehrlich, der das Startup Sengi-IT gemeinsam mit Franz Weisbrich und Tobias Strauß gegründet hat. Das junge Unternehmen aus Halle hat sich dem Schutz von Daten verschrieben. Die Sengi-Software zerlegt, verschlüsselt und verteilt die sensiblen Informationen der Kunden auf mehrere Server in Deutschland. Das soll Hackern das Leben schwer machen. Gründer Weisbrich verspricht sogar: „Die Daten sind sicher. Niemandem wird es gelingen, diesen Schutz zu knacken. Das ist eine neue Ebene.“

Weisbrich hat Sengi gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern im vergangenen Jahr gegründet. Pünktlich zur CeBit in Hannover ist jetzt die Beta-Version der Software fertig. In wenigen Wochen beginnt die Testphase mit einigen Unternehmen. Sengi ist auf Wachstumskurs. Ab Mai sollen fünf neue Mitarbeiter eingestellt werden. Dafür suchen die Macher immer wieder nach neuen Geldgebern. Die CeBit ist auch eine Bühne, um potenziellen Investoren neue Geschäftsideen zu präsentieren.

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Auf dem Gemeinschaftsstand des Landes Sachsen-Anhalt in Halle sechs stellen zahlreiche Firmen aus dem Bundesland aus. IT-Sicherheit, künstliche Intelligenz, Drohnen, virtuelle Realität: Die Aussteller decken alle Trends der CeBit ab. 2Tainment aus Magdeburg ist mit einer Software-Lösung vertreten, die das Programmieren von Virtual-Reality-Anwendungen zum Kinderspiel machen soll. Mit der 2Tainment-Software sollen Laien zum Beispiel einfache Rundgänge oder 360-Grad-Videos programmieren könne, erklärt Bartol Ruzic, Gesellschafter und Entwicklungsleiter des Unternehmens.

Die virtuelle Realität wird die Arbeitswelt verändern, glaubt Ruzic, der deshalb auch auf andere Branchen zugeht. „Denkbar wäre der Einsatz beispielsweise in der Chirurgie. Bei Operationen können wir den Ärzten Instrumente an die Hand geben, mit denen sie sehr präzise arbeiten und zugleich zusätzliche virtuelle Informationen erhalten können“, sagt Ruzic. Doch die Technik ist noch teuer. 2Tainment baut deshalb auch die Basis-Geschäftsfelder Spiele- und Hardware-Entwicklung aus. Geht alles gut, haben bald Media Markt und Saturn die Produkte aus Magdeburg in den Regalen.

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Kommerzielle Anwendungen stehen auch bei einem anderen Megatrend auf der CeBit im Fokus: Drohnen sind heute Computer mit windschnittiger Verkleidung. Die Flugroboter helfen mit Sensoren und Kameras beispielsweise bereits bei der Inspektion von Windrädern oder Industrieanlagen. Eine Projektgruppe der Universität Magdeburg arbeitet seit mehr als drei Jahren daran, autonomen Drohnen-Schwärmen das Fliegen beizubringen. Am Institut für Intelligente Kooperierende Systeme haben die Forscher dafür, das Verhalten von Fischen und Vögeln studiert. „Die Natur ist das Vorbild“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Christoph Steup.

Auf der CeBit zeigen die Forscher, wie vier Drohnen auf engem Raum abheben. Mit Hilfe von Sonar- und Infrarotsensoren gelingt es den Flugobjekten, den Abstand zueinander einzuhalten. Die Drohnen verhalten sich autonom, ordnen sich dem Schwarm unter, aber kommunizieren untereinander nicht. „Fällt eine Drohne aus, soll das dazu führen, dass der Schwarm sein Verhalten nicht verändert, sondern weiter der programmierten Aufgabe nachgeht“, erklärt Steup. Das könnten zum Beispiel Such-Einsätze in schwer zugänglichen Gebieten sein.

Am Stand der Hochschule Anhalt stellt Dmitri Dugaev ein weiteres Trend-Thema vor: Smart Cities. Der Doktorand hat gemeinsam mit weiteren Studenten der Hochschule eine intelligente Straßenlaterne entwickelt. Die schlauen Leuchten erfassen mit Sensoren Bewegungen von Fußgängern und geben die Informationen an die nächste Laterne weiter. So soll gleichzeitig ein ganzer Straßenzug ausgeleuchtet werden, wenn Nachtschwärmer unterwegs sind. „Die Leuchten organisieren das selbst. Ansonsten bleibt es dunkel“, sagt Dugaev. Noch im Frühjahr geht das Projekt in die nächste Phase über: Dann soll ein Test mit neun intelligenten Laternen in Bernburg beginnen.

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