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Agrarminister Mehr Platz im Schweinestall

Die umstrittene Kastenstandhaltung soll in den nächsten 20 Jahren in Deutschland auslaufen. Diese Woche beraten die Agrarminister darüber.

Von Elmar Stephan 27.03.2017, 23:01

Hannover (dpa) l Der Vorsitzende der Agrarministerkonferenz, Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer, setzt sich für einen weitgehenden Ausstieg aus der Kastenstand-Haltung bei Sauen ein. Deutschland solle sich an Dänemark orientieren und in den nächsten 20 Jahren die Verwendung von den sogenannten Kastenständen auf das absolute Minimum herabsetzen, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur dpa. Für die Landwirte solle es Übergangsfristen geben. „Wir wollen klar sagen, dass wir aus einem System herauswollen, wo eine Sau die Hälfte ihrer Lebenszeit in einem Kastenstand fixiert ist“, sagte Meyer.

Das Thema werde auf der nächsten Agrarministerkonferenz, die ab Mittwoch in Hannover stattfindet, eine große Rolle spielen. Die Konferenz wolle den Bund auffordern, die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung entsprechend zu ändern. Der Bund habe Zustimmung signalisiert.

Hintergrund ist eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Magdeburg, wonach Kastenstände, in der die Sauen zur Besamung eingesperrt sind, zu klein sind. Das Gericht verlangt, dass die Stände so breit sind wie das Tier hoch ist, damit sich die Sauen in dem Stand hinlegen können. Das Urteil wurde gegen den Schweinezüchter Adrianus Straathof ausgesprochen. Der Niederländer züchtete zu dem Zeitpunkt Schweine im Jerichower Land. Nach der Bestätigung des Richterspruchs durch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gilt das Urteil bundesweit. Einige Kreisveterinärämter in Deutschland drängen auf sofortigen Umbau der Kastenstände, andere warten noch ab – die Branche ist verunsichert.

Eckpunkte für eine novellierte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung seien gemeinsam mit den Interessenverbänden der Landwirte entwickelt worden. „Wir wollen nicht den Abbau, sondern den Umbau der Sauenhaltung“, sagte Meyer.

Derzeit dürfen Sauen bis zu 28 Tage nach der Besamung im Kastenstand gehalten werden. Der Kastenstand soll die Besamung ermöglichen und die aus hormonellen Gründen erregten Tiere vor Verletzungen schützen, weil es bei der Haltung in der Gruppe zu Rangkämpfen kommen kann. Nach 28 Tagen kommen die Tiere in die Gruppenhaltung. Zum Abferkeln kommen sie dann wieder bis zu fünf Wochen in einen Stand, damit die Ferkel nicht Gefahr laufen, beim Saugen von der Mutter erdrückt zu werden.

Das abweichende, dänische Modell sieht vor, dass die Tiere nur fünf bis zehn Tage nach der Besamung im Kastenstand gehalten werden. Einzelne konventionelle Landwirte praktizieren das schon in Deutschland. Auch in Sachsen-Anhalt testen 18 Schweinehalter in Form eines Pilotprojektes Wege, um die Zeit im Kastenstand zu verkürzen. Auf die Fixierung nach dem Abferkeln verzichten dabei aber nicht alle Landwirte. Das würde im dänischen Prinzip nicht mehr akzeptiert werden.

Für die Betriebe, die frühzeitig umbauen wollen, solle es Stallbaufördermittel geben, sagte Niedersachsens Agrarminister Meyer. Niedersachsen habe vor wenigen Tagen von der EU schon eine Prämie für freies Abferkeln ohne Kastenstand von 150 Euro pro Sau genehmigt bekommen.