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Analyse Ohne Stromtrassen kein Ökostrom

Warum es richtig ist, den Ausbau der erneuerbaren Energien mit dem Fortschritt des Netzausbaus zu verzahnen.

02.06.2016, 23:01

Im Energiewende-Labor Deutschland können sich die Verbraucher bald über mehr Wettbewerb freuen. Wenn Anfang des kommenden Jahres die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Kraft tritt, erhält bei der Planung von neuen Wind- und Solarparks der Investor den Zuschlag, der sich mit der geringsten Subvention zufrieden gibt.

Der Strom soll dadurch in Deutschland zumindest nicht mehr teurer werden, hofft Bundeswirtschafts-minister Sigmar Gabriel (SPD). Bisher ging der Weg in die andere Richtung. Das lag an der besonderen Konstruktion des EEG: Je weiter der Strompreis im Großhandel sank, desto höher fiel die EEG-Umlage aus. Die Verbraucher bekamen das direkt auf ihrer Stromrechnung zu spüren. Die künftigen Ausschreibungen sollen diesen Effekt nun mildern.

Die Bundesregierung bekräftigt durch die Gesetzesänderung den Ausbau der erneuerbaren Energien besser steuern zu wollen. Das klingt richtig und sinnvoll. Bis 2025 soll der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch auf 40 bis 45 Prozent steigen. Derzeit tragen Wind, Sonne und Biomasse etwa ein Drittel bei. Ein längst überfälliger Schritt ist, den Ausbau der erneuerbaren Energien mit dem Fortschritt des Netzausbaus zu verzahnen. Das ist für die Bundesregierung die einzige Möglichkeit, den Zubau kurzfristig am immer noch lahmenden Netzausbau anzupassen.

Seit Jahren sind die Höchstspannungsleitungen in der Planungsphase. Die Zeit drängt. Denn immer neue Windräder an das Netz anzuschließen ist sinnlos und unwirtschaftlich, wenn der Strom nicht in die Industriezentren im Westen und Süden abtransportiert werden kann. Ohnehin müssen viel zu häufig Ökostrom-Anlagen abgeschaltet werden, um die Netze vor dem Kollaps zu bewahren. Die Bundesregierung muss ihre Anstrengungen auf den Netzausbau konzentrieren und auch die Erforschung von Speichern intensivieren. Denn für den Klimaschutz ist der komplette Umstieg auf regenerative Energien der beste und einzige Weg.