Arbeitsmarkt Mehr als 100 000 Menschen arbeitslos
Komplizierte Zeiten am Arbeitsmarkt 2017. Firmen suchen händeringend Fachkräfte, aber 40.000 Menschen haben scheinbar keine Perspektive.
Halle (dpa) l Der Winter zeigt seine Härte: Rund 103.000 Menschen waren im Dezember arbeitslos, 3600 mehr als im November. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Punkte am Jahresende auf 9 Prozent, im Vorjahr waren es 9,9 Prozent wie die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Halle mitteilte. Vor allem in Außenberufen wie am Bau und in der Landwirtschaft gab es saisonal bedingte Entlassungen. Frost erschwere die Arbeiten vor allem in diesen Branchen, hieß es zur Begründung. Im Vergleich zum Dezember 2015 gab es jedoch 12 200 Arbeitslose weniger.
Bundesweit ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember um 36 000 auf 2,568 Millionen gestiegen. Das waren laut Bundesagentur für Arbeit rund 113 000 Erwerbslose weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkt auf 5,8 Prozent Dezember.
"Für 2017 erwarten wir einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit", sagte der Chef der Regionaldirektion, Kay Senius. Grund sei ein moderater Zuwachs an Beschäftigung sowie die demografische Entwicklung. "Die größten Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in diesem Jahr werden der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit und die Besetzung der vielen gemeldeten Stellen sein", sagte er. Denn: Fast 40 Prozent aller Arbeitslosen – das sind 40 200 Männer und Frauen – sind ein Jahr und länger ohne Job. Hingegen suchten Unternehmen händeringend gut ausgebildete und flexible Fachkräfte.
Aber: Langzeitarbeitslose sind den Angaben zufolge oft älter, ohne passende Qualifizierung oder haben gesundheitliche Einschränkungen, wodurch berufliche Weiterbildungen häufig ausgeschlossen sind. "Die Schere von Bewerberangebot und Arbeitskräftenachfrage geht auseinander", warnte Senius.
Unternehmen meldeten im Dezember 4300 neue Stellen. Insgesamt haben die Arbeitsagenturen und Jobcenter rund 16.000 freie Stellen im Bestand, 800 mehr als vor einem Jahr. Vor allem in den Branchen Lebensmittel, Informatik, Sicherheit und Gesundheit würden Arbeitskräfte gesucht.
