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Ausbildungsmarkt Hunderte Lehrstellen bleiben unbesetzt

Im Herbst beginnt in Sachsen-Anhalt das neue Ausbildungsjahr. Besonders Betriebe in weniger populären Branchen finden kaum noch Azubis.

04.04.2016, 23:01

Halle l Die Bundesagentur für Arbeit hat am Montag in Halle einen Bericht zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt vorgelegt. Demnach haben sich für das im Herbst beginnende Ausbildungsjahr zwar 9387 Bewerber bei den Arbeitsagenturen im Land gemeldet, 387 mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig ist aber der Bedarf der Unternehmen noch stärker gewachsen, die Zahl der gemeldeten Lehrstellen stieg um 668 auf 10 394.

Damit zeichnet sich schon jetzt ab, dass einige Betriebe bei der Nachwuchssuche leer ausgehen werden. Für die Jugendlichen bedeutet dies allerdings nicht, dass es für sie leichter wird, die gewünschte Lehrstelle auch zu ergattern. Denn seit Jahren sind bestimmte Ausbildungen besonders beliebt und daher auch umkämpft.

Nach Angaben der Arbeitsmarktexperten aus Halle streben vor allem Frauen nach wie vor frauentypische Berufe wie Verkäuferin, Bürokauffrau oder Arzthelferin an. Für handwerkliche oder technische Ausbildungen interessieren sie sich hingegen weniger, obwohl diese oftmals gut bezahlt werden.

Allerdings konzentrieren sich die Interessen nicht nur bei den Frauen auf einige wenige Berufe, auch bei den Männern sind bestimmte Ausbildungen wie Kfz-Mechatroniker oder Industriemechaniker besonders beliebt. Durch die vergleichsweise einseitigen Interessenlagen finden Unternehmen und Auszubildene schlicht nicht zueinander.

Beispiel Verkauf: Hier kommen auf 455 freie Lehrstellen 615 Bewerber. Kaum besser ist die Lage bei den Kfz-Mechatronikern, hier kommen 503 Bewerber auf 264 freie Stellen. Umgekehrt sellt sich die Situation im weniger populären Bereich Metallbau- und Schweißtechnik dar. Hier kommen auf 210 Jugendliche 435 freie Stellen.

Schon seit einigen Jahren versuchen Land, Wirtschaftskammern und Arbeitsagenturen der unausgewogenen Entwicklung mit mehr Angeboten zur Berufsorientierung entgegenzuwirken. Doch die jüngsten Zahlen belegen einmal mehr, dass es bislang nicht gelungen ist, Jugendliche für Ausbildungen zu begeistern, die allgemein als weniger populär gelten.

Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt, rechnet damit, dass sich der Nachwuchsmangel in den kommenden Jahren deutlich verschärft. „Viele Firmen müssen Mitarbeiter ersetzen, die in nächster Zeit in Rente gehen“, erklärt er. Jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sei inzwischen älter als 55 Jahre.

Unternehmen, denen es schwer fällt, Auszubildende zu finden, empfiehlt BA-Chef Senius deshalb, jungen Flüchtlingen eine Chance zu geben. „Wenn sie schnell Deutsch lernen, können sie eine Ausbildung machen, die hier gebraucht wird.“