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Außenhandel Asien kauft Technik aus Meitzendorf

Maschinenbauer Laempe Mössner Sinto kann den Rückgang des Russland-Geschäfts durch wachsende Nachfrage aus Asien ausgleichen.

21.07.2016, 23:01

Meitzendorf l Andreas Mössner kann inzwischen wieder zufrieden durch die Werkshalle in Meitzendorf in der Börde laufen. Überall wird geschraubt und programmiert, alle Mitarbeiter sind gefordert. Im vergangenen Jahr war das nicht immer so.

Aus Russland gab es keine neuen Aufträge für Maschinen, der Gesamtumsatz des Gusstechnik-Spezialisten schrumpfte von 65 auf unter 50 Millionen Euro zusammen. „Manche unserer russischen Kunden haben Finanzierungsschwierigkeiten, andere durften nicht mehr bei uns bestellen“, erzählt der Laempe-Geschäftsführer. „Dennoch konnten wir das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem positiven Ergebnis abschließen.“

Inzwischen sieht es für das Unternehmen, das vor allem Maschinen zur Herstellung von Gussformen für Gießereien produziert, wieder deutlich besser aus. Vor allem das Asien-Geschäft brummt. „Wenn alles gut geht, werden wir in diesem Jahr unsere alte Auftragseingangsmarke wieder erreichen, bei uns sind inzwischen deutlich mehr Aufträge eingegangen als wir ursprünglich erwartet haben“, berichtet Mössner.

Der Erfolg in Asien hängt unter anderem mit dem japanischen Investor Sintokogio zusammen. Im vergangenen Jahr hat der Gießereimaschinenhersteller aus Nagoya im Rahmen einer strategischen Kooperation 40 Prozent der Anteile am deutschen Unternehmen erworben, die Familie Mössner hält seither nur noch 60 Prozent. Dafür haben sich durch den Einstieg der Japaner quasi über Nacht die asiatischen Märkte weiter geöffnet, denn das Meitzendorfer Unternehmen kann seither das Vertriebsnetzwerk von Sintokogio nutzen, um seine Maschinen etwa in Japan abzusetzen.

Und das funktioniert bereits ganz gut: Für eine Gießerei, die Sintokogio derzeit in Japan baut, wird Laempe Gusstechnik im Wert von etwa drei Millionen Euro liefern. In China wird das Unternehmen für mehrere Millionen Euro eine Anlage aufbauen, die umweltschonendere Gussformen produzieren wird. Die Formen werden im Gebrauch keine umweltschädlichen Gase beim Abguss mehr absondern. Perspektivisch will Laempe in China auch vor Ort Maschinen produzieren. „Sie von Europa nach China liefern zu lassen, ist zunehmend unwirtschaftlich“, erklärt Mössner. „Neben Transportkosten schlagen Schutz-Zölle zu Buche – deshalb lohnt es sich, Maschinen für den chinesischen Markt auch in China zu bauen.“

Sehr zufrieden ist der Geschäftsführer außerdem mit dem US-Geschäft. Im Februar kommenden Jahres wird Laempe Kernschießmaschinen an Honda liefern. Der Autokonzern unterhält in den Vereinigten Staaten mehrere Gießereien, Mössner rechnet hier mit einem Geschäftsvolumen von bis zu zwei Millionen Euro. Da es bei Laempe perspektivisch weiter bergauf geht, will Mössner weiter in den Standort investieren. Bereits im Bau befindet sich ein dreistöckiges Gebäude, in dem eine Lehrwerkstatt und Büros für Programmierer untergebracht werden sollen. Die Baukosten von 500 000 Euro finanziert das Unternehmen aus der eigenen Tasche.

Darüber hinaus erwägt der Geschäftsführer weitere Standortinvestitionen. „Wir müssen in jedem Fall unsere Produktionsabläufe neu organisieren, denn momentan ist die innerbetriebliche Logistik alles andere als optimal“, erklärt Mössner. „Insofern schließe ich auch den Bau eines weiteren Gebäudes nicht aus.“

Vorsichtig agieren will der Unternehmer in Sachen Personal. Derzeit arbeiten für Laempe am Standort Meitzendorf rund 200 Mitarbeiter, weitere 100 sind im Forschungs- und Vertriebszentrum in Schopfheim in Baden-Württemberg tätig. „Perspektivisch wollen wir unseren Personalstamm erweitern“, sagt Mössner, „dafür muss sich unser Geschäft aber auch so nachhaltig entwickeln, dass wir zusätzliche Kräfte dauerhaft beschäftigen können.“

Die Firma habe zwar mit Blick auf Russland bewiesen, dass es Krisen in einzelnen Märkten ausgleichen kann, doch ab und an gebe es auch weltweite Konjunkturflauten, die nicht so leicht weggesteckt werden könnten.