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Außenhandel Wirtschaft zittert vor Trump

Mit hohen Schutzzöllen könnte der neue US-Präsident, Donald Trump, einen weltweiten Handelskrieg auslösen.

22.01.2017, 23:01

Washington (ms/dpa) l „Buy American“ lautet das ökonomische Credo des neuen US-Präsidenten Donald Trump – „Kauft Amerikanisch“. Bei der Amtseinführung sagte er weiter: „Wir müssen unsere Grenzen vor den Verwüstungen durch andere Länder schützen, die unsere Produkte herstellen, unsere Firmen klauen, unsere Arbeitsplätze zerstören.“ Fragen und Antworten zu Trumps markigen Sprüchen und möglichen Folgen seiner Politik:

1. Was könnte auf die globalisierte Wirtschaftswelt zukommen?

Im Extremfall, so wird befürchtet, könnte Trump die Idee haben, den amerikanischen Markt mehr oder weniger dicht zu machen für ausländische Produkte oder Waren, die nicht „Made in America“ sind. Das würde die globalen Warenströme abbremsen und eine weltweite Wirtschaftskrise auslösen.

Konkret hat Trump allerdings bislang nur gesagt, dass er einen Rückzug aus der geplanten transpazifischen Partnerschaft (TPP) plant – und das nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) mit Kanada und Mexiko neu verhandeln oder im Notfall kündigen will. Solche Abkommen sollen Hürden für den gegenseitigen Handel beseitigen, etwa indem Zölle abgeschafft werden. Verstöße anderer Länder gegen Handelsabkommen will er „mit allen Mitteln“ bekämpfen.

2. Wie begründet Trump seinen Kampf für neue Handelsregeln?

Amerikaner hätten, so argumentiert er, viel zu lange Handelsabkommen akzeptiert, die an den Interessen der arbeitenden Menschen vorbeigingen. „Als Ergebnis mussten Arbeiterstädte mit ansehen, wie ihre Fabriken geschlossen wurden und gut bezahlte Jobs nach Übersee wanderten – während Amerikaner mit einem wachsenden Handelsdefizit und einem verwüsteten Produktionsstandort konfrontiert sind“, schreibt der Präsident auf der Website des Weißen Hauses.

3. Ist die wirtschaftliche Lage der USA denn wirklich so verheerend?

Nein. 2008 war die Lage in den USA zwar brenzlig, damals lag die Arbeitslosenquote bei acht Prozent und damit so hoch wie zu Zeiten der „Großen Depression“ 80 Jahre zuvor. Aber dies hatte in dem Fall nichts mit dem Freihandel, sondern mit Exzessen in der Finanzwelt zu tun, die damals eine Krise auslösten. Barack Obama ist es seither gelungen, die Banken in den USA schärfer zu regulieren, die Wirtschaft wieder zu beleben. Die Zahl der Jobs steigt. Die Arbeitslosenquote lag zum Jahresende 2016 bei 4,7 Prozent. Allerdings ist dieser Aufschwung kaum bei den Armen und nicht in jeder Region angekommen. Der Großraum Detroit ist ein trauriges Beispiel, das Zentrum der amerikanischen Industrie ist verfallen.

4. Hat sich der Freihandel negativ auf die Entwicklung der USA ausgewirkt?

Seit den 90er Jahren kaufen die USA mehr ein als sie verkaufen. Kleidung, Spielzeuge, Fernseher werden heute nicht mehr in den USA, sondern in Ländern wie China zusammengeschraubt, weil die Löhne dort niedriger sind. Washington wirft Peking allerdings auch schon seit Jahren vor, die chinesische Währung künstlich billig zu halten, so dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzt.

Der Verfall insbesondere der amerikanischen Autoindustrie hängt aber vor allem mit hausgemachten Problemen zusammen. Die US-Firmen haben über Jahre eine verfehlte Modellpolitik betrieben und hatten mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. Die deutschen Konzerne konnten ihnen daher den Rang ablaufen.

5. Wären Schutzzölle dann nicht hilfreich?

Nein. Zum einen könnten Handelspartner wie China oder Europa dann ebenfalls Zölle auf US-Waren erheben, der globale Handel würde dann insgesamt abgebremst. Zum zweiten könnten sich viele Amerikaner Waren aus dem Ausland dann nicht mehr leisten. Und zum dritten würde die US-Wirtschaft weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Denn die US-Firmen bräuchten sich wegen der Schutzzölle keine Mühe mehr geben, wettbewerbsfähige Produkte herzustellen.

6. Müssen sich die Deutschen Sorgen machen?

Noch nicht, denn wie weit Donald Trump gehen will, bleibt vorerst unklar. Die USA sind aber ein wichtiger Handelspartner, 14 Prozent der deutschen Ausfuhren gingen über den Atlantik. Für Sachsen-Anhalt sind die USA der drittwichtigste Handelspartner, hiesige Firmen exportierten zuletzt Waren im Wert von mehr als einer Milliarde Euro dorthin.