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Automobilindustrie Regierung will Jobgarantien für Opel

Die geplante Übernahme von Opel durch den französischen Autobauer PSA ist noch nicht in trockenen Tüchern.

23.02.2017, 23:01

Paris (dpa) l Die Bundesregierung verlangt von dem PSA-Konzern längerfristige Zusagen für den Erhalt von Arbeitsplätzen bei Opel. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) sagte am Donnerstag in Paris, die von PSA gegebene Beschäftigungsgarantie bis 2018 könne „nur ein erster Schritt sein“. Zudem müsse die Identität des Unternehmens gewahrt bleiben.

„Wichtig ist schon, dass Opel Opel bleibt“, betonte Zypries nach einem Treffen mit ihrem französischen Kollegen Michel Sapin. PSA-Chef Carlos Tavares hatte am Donnerstagvormittag bei Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 2016 versichert, Opel solle als eigenständiges deutsches Unternehmen erhalten bleiben. Der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018 sei für ihn eine „moralische“ Frage. Er sagte weiter, der Autohersteller Opel muss sich im Fall einer Übernahme durch den französischen PSA-Konzern weitgehend aus eigener Kraft sanieren. Ein entsprechender Plan müsse von Opel selbst kommen. Die bisherige General-Motors-Tochter Opel sei in einer vergleichbaren Lage wie PSA vor vier Jahren, als der Konzern mit den Marken Peugeot und Citroën rote Zahlen schrieb und umgebaut wurde – damals sprang auch der französische Staat ein.

Deutschland und Frankreich rechnen nach den Worten der beiden Minister Zypries und Sapin damit, dass die Verhandlungen zwischen PSA und der Opel-Mutter General Motors (GM) aus den USA rasch abgeschlossen werden. Sapin sagte, die Verträge würden nach seinen Informationen nicht schon morgen unterschriftsreif sein, „aber auch nicht erst in drei Monaten“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, PSA und GM wollten den Abschluss der Gespräche vor Beginn des Autosalons in Genf Anfang März bekanntgeben.

Sapin und Zypries zeigten sich verärgert darüber, dass PSA und GM der Politik die Übernahmepläne lange vorenthalten hätten. Die Regierungen hatten über die Verhandlungen erst in der vergangenen Woche aus den Medien erfahren. Die Informationspolitik habe „nicht die gleiche Qualität wie üblich gehabt“, rügte Sapin.

Die PSA-Gruppe mit den Marken Peugeot, Citroën und DS geht mit glänzenden Geschäftszahlen in die Schlussphase des Übernahmepokers. PSA konnte seinen Gewinn im vergangenen Jahr fast verdoppeln, die Aktionäre sollen erstmals seit 2011 wieder eine Dividende bekommen.

PSA meldete für 2016 einen Gewinn von 2,15 Milliarden Euro - eine Steigerung um 79 Prozent. Der Umsatz fiel den Angaben zufolge leicht von 56,3 auf 54 Milliarden Euro. Der Konzern erklärte dies mit Wechselkurseffekten und dem Verkauf des Stoßstangen-Geschäfts des Zulieferers Faurecia, an dem PSA beteiligt ist. An seine Aktionäre, darunter der französische Staat, will das Unternehmen eine Dividende von 48 Cent pro Anteilsschein ausschütten.

PSA-Chef Tavares bekräftigte, mit der Opel-Übernahme einen „europäischen Automobil-Champion“ schaffen zu wollen. Der französische Autobauer verkaufte im vergangenen Jahr 3,15 Millionen Fahrzeuge, ein Plus von 5,8 Prozent. Opel setzte gut eine Million Wagen ab. Gemessen an den Verkaufszahlen will PSA mit Opel zum zweitgrößten Autobauer in Europa hinter Volkswagen aufsteigen.