Biere Deutschlands Datenburg

Das Telekom-Rechenzentrum in Biere wird für 170 Millionen Euro zu einem der größten Server-Standorte in Europa ausgebaut.

12.09.2016, 23:01

Biere l Stacheldraht, Überwachungskameras, Personenschleusen, ein Wall, der einen 40-Tonner zum Stoppen bringen könnte: Das Telekom-Rechenzentrum im kleinen Örtchen Biere ist gesichert wie ein Militärstandort. Deutschlands Datenburg steht im Salzlandkreis. Mehr als 600 Kunden nutzen die Server im Telekom-Rechenzentrum in Biere als Speicher für sensible Daten, darunter Konzerne wie Microsoft, SAP, Shell oder Daimler. Auf 20 000 Servern sind die Informationen gespeichert. Weil die Nachfrage ungebrochen ist, wird der Standort erweitert. Geht alles gut, sollen drei weitere Hallen im Mai 2018 in Betrieb genommen werden. Dann wäre in Biere Platz für 50 000 Server. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir nach so kurzer Zeit schon den zweiten Bauabschnitt starten können“, sagte Ferri Abolhassam, Chef der Telekom-Tochter T-Systems, bei der Grundsteinlegung am Montag.

Erst seit Juli 2014 ist der Bonner Konzern mit Biere am Netz. Die Kunden der Telekom speichern auf den Servern Daten und Programme. Über das Internet kann auf die Informationen zugegriffen werden. Die Daten müssen dafür nicht auf dem lokalen Rechner gespeichert sein. Die Telekom bietet im Rechenzentrum nicht nur Server-Kapazitäten für das sogenannte Cloud-Computing an, sondern fungiert auch als Treuhänder: Nachdem die Kunden ihre Daten gespeichert haben, geben sie den Schlüssel zu den Hallen wieder ab. Wartung und Verwaltung übernimmt die Telekom. Danach haben die Firmen keine Möglichkeit mehr, auf die Server zuzugreifen – und können so auch keine Informationen an neugierige Behörden übermitteln. Hintergrund: Im Oktober des vergangenen Jahres kippten Richter am Europäischen Gerichtshof das sogenannte Safe-Harbor-Abkommen. Zuvor konnten Unternehmen Daten von europäischen Bürgern legal in die USA übermitteln, obwohl die Amerikaner kein vergleichbares Niveau beim Datenschutz haben wie die EU. Die Telekom gibt die Daten nach eigenen Angaben nur heraus, wenn sie von einem deutschen Gericht dazu gezwungen wird.

In Biere investiert die Telekom rund 170 Millionen Euro. Sachsen-Anhalt fördert die Erweiterung mit zehn Millionen Euro. Das Bekenntnis zum Standort sei für das Bundesland ein Ritterschlag, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Die Subvention sei ein Zeichen, dass „wir die Digitalisierung zu unserem Thema machen“, so Haseloff. Der Vorsitzende des IT-Verbandes in Sachsen-Anhalt, Marco Langhof, bezeichnete die Investition in Biere als „erheblichen Rückenwind für die IT-Branche in Sachsen-Anhalt“.

In der Region Magdeburg beschäftigt die Telekom rund 600 Mitarbeiter, 100 sind für Biere zuständig. Auf Servern in einem Zwillingszentrum in Magdeburg wird ein Teil der Daten gespiegelt. Das Backup soll Ausfälle in Grenzen halten.