Bilanz Exporthandel erschlafft

Der Handel mit EU-Ländern hält Deutschlands Exportwirtschaft am Laufen. In anderen Teilen der Welt läuft es dagegen weniger rund.

Von Friederike Marx 09.08.2016, 23:01

Wiesbaden (dpa) l Der deutsche Export hat im ersten Halbjahr an Schwung verloren. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gingen Waren im Wert von 603,2 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren 1,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. In den ersten sechs Monaten 2015 hatte der damals schwache Euro den deutschen Exportunternehmen noch ein kräftiges Plus von 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum beschert. Der Außenhandelsverband BGA sprach am Dienstag von einem „kraftlosen“ ersten Halbjahr.

„Angesichts eines unsicheren und risikoreichen weltwirtschaftlichen Umfelds sind wir mit diesem Ergebnis nicht unzufrieden“, sagte BGA-Präsident Anton Börner laut Mitteilung. Weltbank und Internationaler Währungsfonds hatten zuletzt ihre Prognosen für das globale Wachstum gesenkt. Angetrieben wurde das deutsche Export-Geschäft in diesem Jahr bisher vor allem von Ausfuhren in Mitgliedsländer der EU, die von Januar bis Juni um 3,3 Prozent zulegten.

Was erschwert Exportunternehmen das Geschäft?

Schwache Handelsdaten haben neue Sorgen über den Zustand der chinesischen Wirtschaft geweckt. Die jüngsten Daten untermauern, dass die im Umbau steckende zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt noch nicht über den Berg ist. Auch die politischen Turbulenzen in der Türkei nach dem gescheiterten Putsch und das Brexit-Votum bereiten der deutschen Wirtschaft Sorgen. So warnt der BGA vor den Folgen der Türkei-Krise. „Wir müssen mit deutlichen Einbrüchen bei den Exporten rechnen, auch wegen der Abwertung der Lira“, sagte Börner jüngst. Das Land am Bosporus liegt auf Rang 14 unter den Abnehmern für deutsche Waren. Positive Impulse kamen bisher noch aus Großbritannien. „Mit dem Brexit-Votum ist hier jedoch mit einer Abkühlung zu rechnen“, so Börner.

Welche Rolle spielt der Wechselkurs?

Eine schwache Währung macht Produkte auf dem Weltmarkt billiger, das kann die Nachfrage ankurbeln. Die deutsche Exportwirtschaft hatte im vergangenen Jahr beflügelt vom schwachen Euro das stärkste erste Halbjahr seit 2011 hingelegt. Zudem steigen im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die nationale Währung. Dieser Rückenwind fehlte in diesem Jahr. Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens EY entgingen etwa dem Autokonzern Daimler aufgrund des gestiegenen Eurokurses im zweiten Quartal knapp 800 Millionen Euro an Umsatz, bei BASF waren es 570 Millionen Euro und bei Bayer 460 Millionen Euro.

Welche Bedeutung hat der Export für Deutschland?

Die deutsche Exportstärke bietet immer wieder Anlass für Kritik: Die Bundesrepublik führe zu viel aus und investiere zuwenig, bemängeln die USA und europäische Partner regelmäßig. Deutschland exportiert deutlich mehr als es importiert und verleiht mehr Geld als es aufnimmt. Getragen wird die deutsche Wirtschaft allerdings vor allem vom Konsum der Verbraucher und des Staates. Er machte im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamtes 73,4 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.