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Die Analyse Deutsche Modebranche rutscht in die Krise

Wer dauerhaft überleben will, muss sich der Internet-Konkurrenz stellen - sonst droht die Insolvenz.

14.09.2016, 23:01

Berlin l Die Liste der Modefirmen, die mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen haben, wird immer länger: Nach dem Herrenmoden-Filialisten Pohland und der Textilkette Wöhrl musste in dieser Woche auch SinnLeffers Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden. Um einen Rettungsplan ringt zudem der schwäbische Modehersteller Strenesse.

Die Krise der Branche ist im Wesentlichen hausgemacht: Die Firmen haben gar nicht oder viel zu spät auf den Trend reagiert, dass immer mehr Kunden ihre Waren im Internet bestellen. Ein schwerer Management-Fehler, der sich so leicht nicht mehr ausmerzen lässt, denn im Online-Handel haben sich längst andere Konzerne wie Zalando und Amazon breitgemacht. Ihnen Marktanteile abzujagen, dürfte viele Millionen kosten – Geld, dass die angeschlagenen Ketten womöglich nicht mehr haben.

Ein weiterer Grund für die Krise besteht im Preisdruck, der von Textildiscountern ausgeübt wird. Offenbar tendieren nach wie vor viele Kunden dazu, unter dem Motto „Geiz ist geil“ einzukaufen – auch wenn die Textilien in Schwellenländern oftmals unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt werden.

Wer dauerhaft in der Modebranche überleben will, muss nun schleunigst umsteuern. Gerade für kleinere Ketten könnte es Sinn haben, im Internet gemeinschaftlich aufzutreten. Ferner müssen sie sich Konzepte überlegen, wie sie künftig den stationären Handel mit Online-Angeboten verknüpfen. Und nicht zuletzt müssen sie den Textildiscountern etwas entgegensetzen, etwa auf qualitativ hochwertige Mode setzen, besonderen Service bieten und ein ansprechendes Image entwickeln.

Nicht nur für die vielen Tausend Arbeitnehmer steht vieles auf dem Spiel. Sollte es dem stationären Handel nicht gelingen, sich erfolgreich den neuen Trends anzupassen, werden in den kommenden Jahren weit mehr Ladenzeilen in den Innenstädten verwaist sein.