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Die Analyse Europa muss mit den Briten hart verhandeln

Sollte London ein günstiger Ausstieg gelingen, würde die Gemeinschaft weiter zerbröckeln.

29.03.2017, 23:01

Brüssel l Ob die EU nach dem Brexit bestehen bleibt, hängt davon ab, wie sich die Staatengemeinschaft bei den Austritts- und Kooperationsverhandlungen mit London verhält. Gelingt es den Briten, den Zugang zum EU-Binnenmarkt ohne größere Zugeständnisse zu behalten, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich weitere Staaten aus der Gemeinschaft verabschieden.

Eine Mitgliedschaft in der EU muss bedeutsame wirtschaftliche Vorteile beinhalten, andernfalls ist sie schlicht nicht lukrativ. Politische Ideale wie die Wahrung des Friedens auf dem Kontinent, die es daneben auch gibt, mögen noch so vornehm sein, doch sind sie nicht mehr ausschlaggebend für ein Land, der EU beizutreten oder dort zu verbleiben.

Die ökonomischen Perspektiven sind entscheidend – nicht umsonst würden sich Wladimir Putin und Donald Trump darüber freuen, wenn die EU weiter zerfiele. Beide fürchten die Europäische Gemeinschaft vor allem als Wirtschaftsmacht. Einzelne Staaten auf dem europäischen Kontinent hingegen könnten beide gegeneinander ausspielen und wirtschaftlich ausbooten.

Vor den Gesprächen mit London stellt sich nun die Frage, ob sich die EU eine harte Gangart gegenüber den Briten leisten kann. Im Extremfall würde das Königreich den Marktzugang zur EU verlieren, EU-Bürger, die auf der Insel leben, müssten womöglich in ihre Heimatländer zurückkehren, der Handel würde durch Zollschranken abgebremst. Es wäre ärgerlich, aber insbesondere aus deutscher Sicht zu verkraften.

Großbritannien ist zwar für die Bundesrepublik der drittwichtigste Handelspartner, hiesige Firmen exportierten zuletzt Waren im Wert von 86 Milliarden Euro auf die Inseln. Doch die Exporte haben im vergangenen Jahr lediglich einen Anteil von rund sieben Prozent an den deutschen Ausfuhren insgesamt ausgemacht. Selbst wenn der Handel komplett zum Erliegen käme, würde daraus noch keine Wirtschaftskrise erwachsen.

Gleiches gilt für Sachsen-Anhalt. Nur gut acht Prozent der Ausfuhren hiesiger Firmen sind zuletzt für den britischen Markt bestimmt gewesen – auch wenn Britannien nach Polen statistisch betrachtet der zweitwichtigste Handelspartner für Sachsen-Anhalt bislang war.

Sowohl Deutschland, als auch die Partner in Europa haben insofern allen Grund, selbstbewusst in die Verhandlungen zu gehen. Altruismus wäre hingegen der falsche Ratgeber. Die Briten wollten allein auf weiter Flur in der globalisierten Welt stehen, jetzt müssen sie auch die Konsequenzen tragen.