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Die Analyse Fusion mit Franzosen bietet Chancen für Opel

Unter dem Dach des PSA-Konzerns könnte der Autobauer aus Rüsselsheim seine Dauerkrise überwinden.

16.02.2017, 23:01

Die Beschäftigten bei Opel sind leidgeprüft. Bis heute hat sich der traditionsreiche Autobauer von schweren Managementfehlern Ende der 1980er Jahre nicht ganz erholt. Zur Erinnerung: damals führten harte Einsparungen zu Qualitätsmängeln. Diese und eine verfehlte Modellpolitik schädigten das Image von Opel nachhaltig.

In Deutschland sank der Marktanteil von 18 Prozent im Jahr 1982 auf knapp sieben Prozent im Jahr 2012. Und damit verbunden waren stets Arbeitsplatzverluste. Trauriger Höhepunkt war die Schließung des Standortes in Bochum. 2014 verloren dort mehr als 3000 Beschäftigte ihre Jobs.

Die Ankündigung der amerikanischen Konzernmutter General Motors, Opel an die französische PSA-Gruppe zu verkaufen, lösen bei den verbliebenen 16.500 Beschäftigten in Deutschland und 34.500 Mitarbeitern in Europa nun verständlicherweise wieder neue Ängste aus.

Peugeot und Citroën, die Marken der PSA-Gruppe, sind bislang direkte Konkurrenten von Opel in Europa gewesen. Käme es zu einer Hochzeit, könnten wegen möglicher Überkapazitäten und Doppelstrukturen wieder Stellenstreichungen bei den drei verbliebenen Opel-Werken in Deutschland anstehen – so die Befürchtungen.

Doch so düster muss es gar nicht kommen. Zunächst ist festzuhalten, dass Konzernmutter General Motors den Niedergang Opels zu verantworten hat. Jahrelang hat GM viel zu wenig in Opel investiert. Zudem hat es der deutschen Konzerntochter lukrative Wachstums- perspektiven vorenthalten.

Bis heute wird kein einziges Auto von Opel in China verkauft, weil GM dort lieber amerikanische Modelle vertreibt. Und China ist nicht irgendein Markt. VW konnte nur deshalb zum größten Autobauer der Welt aufsteigen, weil die Wolfsburger schon in den 1980er Jahren damit begannen, ins Reich der Mitte zu exportieren.

Der Zusammenschluss mit PSA könnte für Opel Chancen bieten: Gemeinsam würde der Verbund auf fünf Millionen verkaufte Fahrzeuge in Europa kommen, könnte Platzhirsch VW damit stärker Konkurrenz machen. Während Peugot und Citroën vorwiegend in Südeuropa verkauft werden, ist Opel in Osteuropa stark vertreten.

Um Überkapazitäten zu vermeiden, könnte PSA mit Opel einen neuen Anlauf wagen, international zu expandieren. In China kooperieren die Franzosen bereits mit Dongfeng, diese Verbindung ließe sich ausbauen. Je nachdem, wie konstruktiv die Gespräche zwischen PSA und GM laufen, könnte GM dem neuen Verbund auch die Tür zu den nord- und südamerikanischen Märkten öffnen.

Denn es gilt als wahrscheinlich, dass GM und PSA auch nach einem Opel-Deal kooperieren. In Opel-Autos steckt viel Technik von GM, die von den Franzosen nicht so einfach ersetzt werden kann. Umgekehrt würde GM viel Geld in den Wind schießen, wenn der Konzern den Franzosen die Nutzung per Lizenzen nicht erlauben würde. Insofern gibt es zumindest gegenwärtig keinen Anlass für Hysterie bei den Opelanern.