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Die Analyse Harte Landung für die Solarbranche

Einst hat Deutschland von einem Solar-Märchen geträumt. Jetzt liegt die Branche am Boden.

11.05.2017, 23:01

Magdeburg l Mehr als 100.000 Menschen waren auf dem Höhepunkt des deutschen Solar-Traums in der Branche beschäftigt. Inzwischen ist Deutschland aufgewacht: Am Donnerstag hat der letzte nennenswerte Hersteller von Photovoltaik-Anlagen Insolvenz angemeldet.

Solarworld ist die Puste ausgegangen. Q-Cells, Sovello oder Conergy sind schon seit Jahren insolvent. Denn in der globalen Solarindustrie bestehen Überkapazitäten. Der Kostendruck ist enorm. Nach Angaben der Erneuerbaren-Energien-Agentur Irena sind die Preise für die Panele zwischen 2009 und 2015 um 80 Prozent gesunken. Was die Verbraucher freut, ist für Produzenten wie Solarworld ein Alptraum. Das Geschäftsmodell des Bonner Unternehmens war bereits seit Jahren nicht mehr konkurrenzfähig. Zuletzt sollte ein Sanierungsplan helfen – offenbar ohne Erfolg. Solarworld war mit einer Fertigungskapazität von 1500 Megawatt schlicht zu klein, um gegen die internationale Konkurrenz bestehen zu können.

Der Preiskampf auf dem Markt für Solarmodule wird nur noch über Masse gewonnen: Wer mehr produziert, hat geringere Stückkosten und kann die Panele günstiger anbieten. Den Weltmarkt dominieren Unternehmen aus China. Auch, weil der Staat mit viel Geld die Produktion unterstützt.

Aus dem deutschen Sonnen-Traum ist inzwischen ein Trauma geworden. Kritiker sehen dafür auch die Schuld beim Staat: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hatte nach der Jahrtausendwende den Sonnen-Boom ausgelöst. Jede produzierte Kilowattstunde Sonnenstrom wurde anfänglich mit mehr als 50 Cent vom Staat vergoldet. Die üppigen Fördersätze lockten asiatische Anbieter an. Fabrik um Fabrik entstand, Module überschwemmten den Markt. In Deutschland erfasste eine Pleitewelle die heimische Solar-Industrie. Mittlerweile hat der Gesetzgeber zurückgerudert. Das Ökostromgesetz wurde mehrfach überarbeitet. Den Zuschlag erhält nun der Anbieter, der sich mit den geringsten Subventionen zufrieden gibt.

Die deutsche Solarbranche kehrt die Scherben zusammen. Einzelne Anbieter hoffen, mit Klasse statt Masse überzeugen zu können. Innovativere Zellen könnten vielleicht ein Stück des deutschen Solar-Traums retten.