Einzelhandel Ganz schön fette Preise

Knapp zwei Euro kostet das 250-Gramm-Paket Butter bei den Discountern Aldi und Lidl.

05.09.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Der Preis für Butter ist geradezu explodiert. Verlangten Discounter wie die Schwesterunternehmen Aldi Nord und Aldi Süd vor knapp anderthalb Jahren noch 75 Cent für eine 250-Gramm-Packung, so sind es seit Anfang September 1,99 Euro – der höchste Stand seit 50 Jahren. Was steckt dahinter?

1. Warum ist der Butterpreis so stark gestiegen?

Eigentlich ist es ganz einfach: „Das Angebot reicht derzeit nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen“, sagt AMI-Milchmarktexperte Andreas Gorn. Zuletzt war weniger Milch verfügbar, dadurch auch weniger Fett. Zudem war der Fettgehalt teils unterdurchschnittlich. „Weniger Milch plus weniger Milchfett ist der eine Baustein“, sagt Björn Börgermann vom Milchindustrie-Verband. Und der andere? „Es gibt in der EU keine ,Butterberge‘ mehr.“ Die Lager sind leer. Auch angesichts der teuren Butter waren zuletzt die Lebensmittelpreise ein wichtiger Treiber der Inflation.

2. Warum ist Milchfett derzeit so beliebt?

„Der Verbrauch von Sahne, Butter und Co. als Geschmacks- träger hat deutlich zugenommen in den letzten Jahren“, sagt Börgermann. Zudem nutze die weiterverarbeitende Industrie lieber tierisches Fett, also Milchfett, als pflanzliches Fett in ihren Rezepturen. Ein wichtiger Grund ist also ein verändertes Konsumverhalten: „Viele Verbraucher kehren zurück zu mehr Genuss, da ist Fett ein wichtiger Faktor“, meint auch Gorn. Das zeigt sich auch daran, dass etwa die Käseproduktion, für die viel Fett notwendig ist, zuletzt ebenfalls kontinuierlich gestiegen ist.

3. Wie viel Butter wird gebraucht?

2016 hat jeder Mensch in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Schnitt etwa sechs Kilogramm Butter verbraucht.

4. Wird das Kuchenbacken zur Adventszeit also teurer?

Eine Trendwende ist jedenfalls nicht in Sicht. „Dass es bei der Butter bis zum Jahresende deutlich günstiger wird, sehe ich nicht“, sagt Gorn. Und beim Rohstoff Milch steht voraussichtlich zum 1. November der nächste Preisaufschlag bevor. Trinkmilch, Quark und Joghurt – die „weiße Linie“ – werden zwei Mal im Jahr verhandelt, im Mai und im November, während die Butterpreise sich monatlich verändern können. Auch die Milchpreise sind seit Mitte des vergangenen Jahres deutlich gestiegen. „Das ist in weiten Teilen diesen sehr hohen Fettpreisen geschuldet, in erster Linie der Butter, aber auch Vollmilchpulver und Käse sind teurer“, sagt Gorn. Lichtblick für Verbraucher: Der Preisanstieg bei Butter ist – verglichen mit den meisten Lebensmitteln – überdurchschnittlich hoch.

5. Wer profitiert von den Preiserhöhungen?

Der Handel behält eine Spanne ein, mal mehr, mal weniger. „Aber natürlich zahlt der Handel derzeit höhere Preise an die Molkereien“, meint Gorn. Auch Börgermann sagt, Molkereien könnten „mit stabilen Erlösen“ rechnen. Vor allem aber wirbt er mit Vorteilen für die Erzeuger: „Die höheren Preise für die Produkte ermöglichen nun höhere Milchauszahlungspreise.“ Seit Mitte 2016 sind die Milchpreise bereits kräftig gestiegen – im Juli 2017 erhielten Landwirte im Bundesschnitt 36,1 Cent je Liter, im Vorjahresmonat waren es gerade mal 23,2 Cent. „Der Milchpreis sollte wohl mindestens zwischen 30 und 35 Cent netto liegen, um gewinnbringend Milch produzieren zu können als Erzeuger“, meint Börgermann. Die Bauern halten etwa 40 Cent für notwendig.

6. Wo werden die Preise für Butter-Rohstoffe wie Milch festgelegt?

Ein Teil dessen, was der Endverbraucher im Supermarkt für Butter ausgeben muss, stammt aus den Rohstoffkosten. Dabei sind für die Produzenten vor allem die Großhandels-Milchpreise von Bedeutung. Für den Handel mit Milch in großen Mengen gibt es spezialisierte Börsen .