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Energiewende EEG-Umlage macht Strom noch teurer

Der nächste Anstieg der EEG-Umlage geht hauptsächlich auf das Konto sinkender Preise an der Strombörse.

Von Teresa Dapp 08.08.2016, 23:01

Berlin (dpa) l Weg von Atom, Kohle und Gas. Hin zu Sonne, Wind und Biomasse. Das ist – einfach gesagt – die Energiewende. Was sie aber auch ist: ein ewiger Zankapfel für Politiker, Umweltschützer, Industrie, Landbesitzer, Investoren. Denn es geht nicht nur um Atomausstieg und Klimaschutz, sondern auch um viel Geld – und das betrifft jeden Stromkunden. Ein Faktencheck:

1. Die Energiewende macht den Strom teurer.

Es stimmt, dass viele Strom-Endkunden wegen der Energiewende mehr zahlen müssen. Obwohl der sogenannte Börsenstrompreis, zu dem Versorger Strom im Großhandel einkaufen, seit Jahren drastisch sinkt. Deutsche Stromkunden müssen zusätzlich aber verschiedene Steuern, Abgaben und Umlagen zahlen – darunter die EEG-Umlage. Diese steigt, wenn die Börsenpreise für Strom sinken. Der Grund: Wer zum Beispiel einen Windpark betreibt, bekommt für den produzierten Strom – bisher - eine festgeschriebene Vergütung, die über die Umlage finanziert wird. 2016 liegt die EEG-Umlage bei 6,354 Cent pro Kilowattstunde. Die Denkfabrik Agora Energiewende hat errechnet, dass sie im kommenden Jahr auf 7,1 bis 7,3 Cent ansteigen wird – hauptsächlich, weil der Börsenstrompreis weiter sinkt. Auch wenn die EEG-Umlage weiter steigt, könnte sich für Stromkunden wenig ändern, wenn die Energie-konzerne ihre sinkenden Kosten auch weitergeben.

2. Durch den Ökostrom-Ausbau gibt es insgesamt zu viel Strom.

Inzwischen kommt mehr als ein Drittel des deutschen Stroms aus Öko-Quellen, auch in der Summe steigt das Angebot an Elektrizität, weil herkömmliche Kraftwerke weiter produzieren. Wenn der Wind kräftig weht und die Sonne knallt, dann gibt es in Deutschland mehr Strom, als in die Netze passt. Für dieses Problem gibt es mehrere Lösungen: 1. Die Netze müssen ausgebaut werden. 2. Die Erneuerbaren müssen gebremst werden. 3. Atom- und Kohlekraftwerke müssen abgeschaltet werden. 4. Der Strom muss gespeichert werden. 5. Der Stromverbrauch muss sich dem Angebot besser anpassen – über ein sogenanntes Lasten-Management. In Zukunft könnten elektrische Geräte wie Wasch- oder Geschirrspülmaschinen durch Fernsteuerung immer dann laufen, wenn es Stromüberschuss gibt.

3. Die Energiewende ist gut für den Klimaschutz.

Theoretisch ja. Aber obwohl immer mehr erneuerbare Energie gibt, bleibt die Kohlestrom-Produktion aber recht konstant. Während der Strombedarf zuhause zunehmend über Erneuerbare gedeckt wird, wird viel Kohlestrom ins Ausland exportiert, vor allem in die Niederlande, Österreich und Frankreich. Der Grund: Die Preise für Kohle und für Lizenzen zum CO²-Ausstoß sind niedrig. Die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland sind zuletzt leicht gestiegen. Nachdem die Stromproduktion in Deutschland zwischen 2011 und 2013 klimaschädlicher wurde, gibt es seit 2014 wieder eine Verbesserung.

4. Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, gehen ohne Kohle die Lichter aus.

Bisher gibt es in Deutschland noch genug flexible, herkömmliche Kraftwerke, die Engpässe problemlos ausgleichen können. Rezepte für die Zukunft sind das beschriebene Lasten-Management und Stromspeicher. Da ist allerdings noch viel zu forschen. Andere Ansätze sind die Flexibilisierung des Strommarkts auch über Ländergrenzen hinweg.