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Euro-Fälscher Billige Blüten, großer Erfolg

An den neuen Euro-Banknoten versuchen sich Fälscher vergeblich. Doch mit einfachen Blüten landen sie Erfolge.

27.01.2017, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Farbe und Größe passen – sonst hat der lila 500er aus Simbabwe wenig mit dem 500-Euro-Schein gemein. Fälscher motzten den Schein, der umgerechnet gerade einmal 1,20 Euro wert ist, mit wenigen Federstrichen zur wertvollsten Euro-Banknote auf: Die Kuhbilder auf der Rückseite verschwinden unter der modernen Brücke, die den 500-Euro-Schein ziert, das nachträglich aufgebrachte Euro-Zeichen auf der Vorderseite und die Europaflagge suggerieren zusätzlich Seriosität.

Die Masche hat offensichtlich Erfolg: In der Ukraine bringen Kriminelle im vergangenen Jahr etliche dieser Blüten in Umlauf. Als eine Bankkundin in Berlin das Geld im August 2016 einzahlen will, gibt sie an, es in einer Wechselstube in Kiew erhalten zu haben. „Es ist erstaunlich, dass solche Fälschungen 15 Jahre nach der Einführung des Euro-Bargeldes noch funktionieren“, sagt Rainer Elm, Leiter des Nationalen Analysezentrums der Bundesbank.

In einem anderen Fall gingen Fälscher noch plumper vor: Bei der 200-Dinarnote aus Serbien machten sie sich nicht einmal die Mühe, die Motive der entsprechenden Euro-Banknote anzupassen, sondern änderten lediglich den Wert in Euro. Bei einem bar abgewickelten Geschäft über 35 000 Euro wurden einer deutschen Firma zwei dieser Blüten untergejubelt. Solche Fälle sind dafür verantwortlich, dass die Schadenshöhe durch Falschgeld in Deutschland auf vergleichsweise hohem Niveau verharrt, obwohl im vergangenen Jahr hierzulande weniger Blüten aus dem Verkehr gezogen wurden als 2015.

Insgesamt 82 150 Stück zählte die Bundesbank nach mehr als 95 000 ein Jahr zuvor. Der Schaden sank von 4,4 Millionen auf 4,2 Millionen Euro. „Trotz des Rückgangs der Stückzahlen ist das Falschgeldniveau nach wie vor vergleichsweise hoch“, bilanziert Elm. „Das liegt vor allem daran, dass Falschgeld zunehmend anonym über dunkle Kanäle im Internet verbreitet wird.“

Dort mischten immer mehr auch junge Leute mit. Auch ihr Material kaufen viele Fälscher mittlerweile im Darknet: Mit ein paar Klicks kann sich im Grunde jeder zum Beispiel glitzernde Hologramm-Sticker besorgen und damit billige Farbkopien veredeln. „Mit Hologrammen aus dem Darknet werden relativ primitive Fälschungen stark aufgewertet“, äußert sich Elm besorgt. „Das sind dann doch oft Fälschungen, die im Zahlungsverkehr mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, weil sie einer ersten Prüfung standhalten.“ Seit 2005 haben Geldfälscher aus Süditalien europaweit mehrere Hunderttausend Stück solcher Scheine in Umlauf gebracht.

Der Fünfziger ist einmal mehr der am häufigsten gefälschte Schein – sechs von zehn Euro-Blüten in Deutschland (61 Prozent) waren 2016 ein Fünfziger. Die Währungshüter hoffen auf die Trendwende durch den runderneuerten Fünfziger, der vom 4. April an unters Volks gebracht werden soll. Wie der neue Zwanziger, den es seit November 2015 gibt, hat der Fünfziger der zweiten Euro-Generation ein durchsichtiges Porträtfenster und eine glänzende Smaragdzahl – Merkmale, an denen sich Fälscher bisher die Zähne ausbeißen. „Die Fälschungssicherheit der neuen Euro-Banknotenserie ist deutlich höher als bei der ersten Serie“, betont Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele.

Bis Ende 2018 sollen auch der 100- und der 200-Euro-Schein in überarbeiteter Version eingeführt sein, die Ausgabe des 500ers wird dann eingestellt, um auch dieses Einfallstor für Kriminelle zu schließen. Banknoten-Experte Elm warnt jedoch vor trügerischer Sicherheit: „Die Einführung einer neuen Banknotenserie ist zwar ein Meilenstein, wir müssen aber noch mehr für Prävention tun.“