1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Boom des Außenhandels hält an

Export Boom des Außenhandels hält an

Der Außenhandel boomt. Manchem Handelspartner ist die deutsche Exportstärke allerdings ein Dorn im Auge.

09.06.2017, 23:01

Wiesbaden (dpa) l Der deutsche Export läuft rund. In den ersten vier Monaten gingen Waren im Wert von 420,4 Milliarden Euro ins Ausland. Das waren 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr – trotz einer Delle im April. Was spricht dafür, dass „Made in Germany“ das Tempo hält, was dagegen?

Weltwirtschaft: Die anziehende Weltkonjunktur kurbelt die globale Nachfrage an. Davon profitieren auch Deutschlands Exporteure. Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr an Tempo gewinnt und um 3,5 Prozent wächst. Im vergangenen Jahr waren es noch geschätzt 3,1 Prozent. Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet eine Konjunkturbelebung. Nach fünf Jahren schwachen Wachstums sei nun endlich Besserung abzusehen.

Europa: Wichtigster Handelsraum für Deutschland ist Europa. Mehr als die Hälfte der Exporte geht in die Europäische Union (EU). Die Voraussetzungen für anhaltende Nachfrage nach Maschinen, Autos und anderen Waren „Made in Germany“ sind gut: Die Wirtschaft in der EU und im Euroraum wächst robust, die Arbeitslosigkeit sinkt. Alle Probleme sind allerdings noch nicht vom Tisch. So schwelt beispielsweise die Griechenland-Krise weiter. „Jetzt muss die Politik ihre Hausaufgaben machen und das Fundament der Eurozone weiter festigen“, mahnt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW.

Eurokurs: Die Entwicklung der Gemeinschaftswährung bietet Chancen und Risiken. Schwächelt der Euro, werden Waren aus Deutschland auf dem Weltmarkt tendenziell günstiger. Das kann die Nachfrage stärken. Gewinnt die Gemeinschaftswährung gegenüber Dollar und Co. dagegen an Kraft, kann das das Interesse dämpfen. Zuletzt legte der Euro tendenziell zwar zu. Ökonomen gehen aber davon aus, dass nicht mehr allzu viel Luft nach oben ist. Noch im Juni wird eine weitere Zinserhöhung in den USA erwartet, im Euroraum steht dagegen zunächst keine Zinswende an. Für Anleger ist es daher lukrativer in Dollar zu investieren, was den Kurs der US-Währung nach oben treiben kann.

US-Politik: Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump schürt mit ihrem Credo „America first“ die Sorge vor einer Abschottung, etwa indem sie auf Importwaren hohe Zölle erhebt. Beim Gipfel der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) in Taormina auf Sizilien verhinderten die Vereinigten Staaten ein klares Bekenntnis zum Freihandel. Ein Dorn im Auge ist der US-Regierung vor allem das Handelsdefizit mit Deutschland. „Sehr schlecht für die USA. Das wird sich ändern“, drohte Trump jüngst via Twitter. Deutschland exportiert seit Jahren mehr in die USA, als es von dort einführt. Das sorgt immer wieder für Kritik. Deutschlands Wirtschaft sieht Trumps Attacken mit Sorge. „Der freie Handel ist viel zu wichtig, um ihn auf das Niveau von „Bad Boys“-Gerede herabzusetzen“, mahnt der Präsident des Maschinenbauverbandes VDMA, Carl Martin Welcker.

China: Das Reich der Mitte ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands und verdrängte im vergangenen Jahr die USA von Rang eins. Waren im Wert von knapp 170 Milliarden Euro wurden zwischen China und Deutschland ausgetauscht – so viel wie mit keinem anderen Land. Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ist das starke Wachstum deutscher Exporte vor allem auf die steigende Nachfrage aus Asien, insbesondere aus China, zurückzuführen. „Aber im zweiten Halbjahr sollten die unterliegenden Probleme Chinas wieder sichtbarer werden“, warnt der Ökonom. So könnten die hoch verschuldeten Staatsunternehmen ihre politisch verordnete Investitionsoffensive nicht dauerhaft durchhalten. Zudem dürfte die Dynamik der chinesischen Bauwirtschaft nachlassen.

Brexit: Die unklaren Bedingungen des EU-Austritts Großbritanniens (Brexit) sorgen für Unsicherheit. Diese hat sich nach der Schlappe der konservativen Partei von Theresa May bei den Neuwahlen noch erhöht. Die Regierung werde für die nächsten Wochen und Monate gelähmt sein, fürchtet Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA. „Wie es mit den unmittelbar bevorstehenden Austrittsverhandlungen Großbritanniens aus der EU nun weitergeht, steht damit auch ein Jahr nach dem Brexit-Referendum in den Sternen.“ Das Vereinigte Königreich war im vergangenen Jahr der drittgrößte Einzelmarkt für „Made in Germany“.