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Fahrradbauer Neue Welle von Entlassungen bei Mifa

Belegschaft des Pleite-Unternehmens aus Sangerhausen schrumpft von 240 auf 131 Mitarbeiter, die Kritik am Management wächst.

27.03.2017, 23:01

Sangerhausen l Erneute Hiobsbotschaft für die leidgeprüften Beschäftigten der Mifa: Zu Monatsende verlieren weitere 109 Mitarbeiter ihre Jobs. Das teilte Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Montag mit. Binnen weniger Wochen muss das Unternehmen damit die zweite große Kündigungswelle verkraften, ursprünglich zählte der Betrieb mal 520 Beschäftigte.

Ursache für den neuerlichen Einschnitt ist ein weggebrochener Großauftrag. Den habe die Mifa nicht abarbeiten können, weil der Betrieb aufgrund fehlender Finanzmittel nicht rechtzeitig die benötigten Teile für die Produktion bestellen konnte, erklärte Flöther. Da das Unternehmen im Insolvenzverfahren aus rechtlichen Gründen keine Verluste schreiben dürfe, sei ihm keine andere Wahl geblieben, als den Beschäftigten zu kündigen.

Die Betroffenen sollen nun in die bereits bestehende Transfergesellschaft wechseln. Schon Anfang März hatte sie 166 Mitarbeiter des Fahrradbauers aufgenommen. Die Arbeitnehmer erhalten dort vier weitere Monate 80 Prozent ihres früheren Lohns und werden fortgebildet, um anschließend bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. „So sehr ich dies auch bedauere, so ist es doch die einzige Möglichkeit, den Fortbestand von Mifa und der verbliebenen Arbeitsplätze am Standort Sangerhausen zu sichern“, betonte Flöther.

Die Region Sangerhausen zählt in Sachsen-Anhalt zu den wirtschaftlich schwächeren Gegenden. Entsprechend kritisch fielen am Montag die Reaktionen auf die jüngste Entwicklung aus. „Das ist eine Katastrophe für die strukturschwache Region“, schrieb Linken-Politiker Andreas Höppner im Nachrichtendienst Twitter. „Somit baden letztendlich wieder die Beschäftigten die Fehler von Management und der Förderpolitik des Landes aus.“ Auch ein Insider, der nicht näher genannt werden will, übt Kritik am Insolvenzverwalter: „Bei Mifa wurde in den vergangenen Monaten offenbar eine verfehlte Einkaufspolitik betrieben, wenn jetzt noch Aufträge wegen Materialmangels wegbrechen.“

Gleichzeitig laufen die Verhandlungen mit zwei Investoren weiter, die an den Fahrradwerken Interessiert sind. Flöther zufolge kämen die Gespräche gut voran, eine Entscheidung solle noch im Frühjahr fallen. Nach Volksstimme-Informationen hat der bisherige Mifa-Eigentümer Heinrich von Nathusius ein Angebot gemacht. Dem Vernehmen nach hoffen die Gläubiger aber auf einen anderen „strategischen Investor“. Dieser macht sein Engagement angeblich aber davon abhängig, ob von Nathusius das neue Mifa-Werk, das sich weiter in seinem Besitz befindet und nicht Teil der Insolvenzmasse ist, an ihn verkauft.