1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Radel-Trend kurbelt Wirtschaft an

Fahrradmesse Radel-Trend kurbelt Wirtschaft an

Egal ob E-Bike, Mountainbike oder Rennrad: Radeln ist in - und unterstützt dabei die Wirtschaft vor allem im ländlichen Raum.

31.08.2016, 23:01

Friedrichshafen (dpa/vs) l Fahrradfahren ist Trend, sagen Experten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stehen in deutschen Haushalten rund 68 Millionen Fahrräder – und etwa 80 Prozent der Menschen in Deutschland besitzen ein Rad, wie es beim Bundesverkehrs- ministerium heißt. Immer mehr Menschen steigen demnach gerne in den Sattel – wer verdient woran?

E-Bikes: Elektrofahrräder sind ein Verkaufsschlager. Rund 2,1 Millionen Elektrofahrräder fahren aktuell über deutsche Straßen. 480 000 wurden allein 2014 verkauft, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aufgrund des höheren Durchschnittspreises von E-Bikes geben Verkraucher wieder mehr pro Fahrrad aus. 528 Euro waren es 2014 im Durchschnitt. Auch im Ausland sind E-Bikes aus Deutschland gefragt, und verbuchten ein Exportplus von 4,6 Prozent.

Sicherheit: Auf die Sicherheit der Radler haben sich auch einige Unternehmen spezialisiert, die ihre Neuheiten seit Mittwoch bei der Radmesse Eurobike in Friedrichshafen am Bodensee präsentieren: So hat ein Hersteller beispielsweise ein System entwickelt, dass die Breite des Fahrrads anzeigen soll. Dabei werden die Leuchten außen am Lenker montiert und projizieren entsprechende rote Linien auf den Boden. So können Autofahrer Radler besser umfahren.

Ob solche Systeme in Deutschland überhaupt zugelassen werden, ist laut Branchenexperte Gunnar Fehlau aber unklar: „Der deutsche Gesetzgeber hat eine sehr strikte Regelung für die Beleuchtung“, sagt Fehlau. Mehr Chancen hat die Firma Lumen Labs, die einen Helm entwickelt, an dem LEDs installiert sind. Sie sollen die Funktion von Brems- und Abbiegelichtern übernehmen. Der Vorteil sei, dass die Lichter in einer Höhe leuchten, die von Autofahrern gut erkennbar sei, heißt es bei dem Hersteller. Obwohl die Ideen für mehr Sicherheit da sind, sind deutsche Verbraucher selbst bei klassischen Sicherheitsmaßnahmen zurückhaltend. Nur 2015 fuhren 16 Prozent der Radfahrer immer und weitere 15 Prozent meistens mit Helm, 50 Prozent setzten nie einen Fahrradhelm auf.

Reisen: Deutschlandweit wurden 2006 laut Deutschem Tourismusverband 153 Millionen Tagesreisen mit Fahrrad gezählt – und rund 22 Millionen Übernachtungen. Neuere Daten gibt es noch nicht. In Sachsen-Anhalt zieht vor allem der Elberadweg Touristen an. 127,5 Millionen Euro Umsatz brachte der Radweg örtlichen Gastronomen und Hoteliers im Jahr 2015. Das berichtete der Tourismusverband Elbe-Börde-Heide. Die Radler gaben pro Tag durchschnittlich 73 Euro aus, so der Verband. 12,9 Prozent aller Gastbetriebe in Sachsen-Anhalt sind Mitglieder im Branchenverband „Bett+Bike.“ Mehr sind es nur in Brandenburg und dem Saarland. Auch das spricht für die hohe Bedeutung des Radtourismus im Sachsen-Anhalt.

Baden-Württemberg verdient sogar noch mehr. Das Bundesland, in dem vor 200 Jahren der Vorläufer des Rades entwickelt wurde, zählt jährlich 14 Millionen Tagesausflügler auf dem Rad und 3,2 Millionen Übernachtungen durch Radreisende. Das geht aus einer Radstrategie hervor, die das Stuttgarter Verkehrsministerium im Februar 2016 veröffentlicht hat. Die Radtouristen generierten demnach rund 860 Millionen Euro Nettowertschöpfung pro Jahr. Damit sichere der Radtourismus rund 25 000 Arbeitsplätze in Baden-Württemberg. Auch die Unternehmen stellten sich auf Radler ein, sagt ein Sprecher des Tourismusverbandes in Stuttgart. So gebe es etwa 731 Betriebe mit dem Siegel „Bett+Bike“, die sich auf die Bedürfnisse von Radfahrern spezialisiert hätten. Das Qualitätssiegel des ADFC garantiere unter anderem, dass das Fahrrad sicher untergestellt werden kann.

Lokale Wirtschaft: Gerade Fahrradtouristen unterstützen die lokale Wirtschaft. Vor allem den ländlichen Raum, sagt DTV-Sprecherin Iris Hegemann. Die Radfahrer bewegten sich zudem langsamer in der Region – und blieben länger dort. „Außerdem sind sie sehr ausgebefreundlich“, sagt Hegemann. Wenn es entsprechende Angebote etwa von Gasthäusern, dem örtlichen Einzelhandel oder touristischen Attraktionen vor Ort gebe, werde das gerne angenommen. „Viele Radtouristen haben auch ein höheres Einkommen – und es sind keine Sparfüchse unterwegs.“