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Felix von Nathusius Aufbruch mit alten Vertrauten

Nach dem Aus bei Ifa Rotorion plant Felix von Nathusius in Magdeburg den Aufbau eines großen Maschinenbauers.

14.04.2017, 23:01

Magdeburg l Das alte Industriegelände im Magdeburger Stadtteil Buckau ist die Heimat von gut 30 mittelständischen Betrieben, Kreativen und Startups. Die Arbeitsquartiere verwaltet eine Tochterfirma des Haldensleber Automobilbauers Ifa Rotorion. In einem Gebäude sitzt das Unternehmen IZM Polycast. Felix von Nathusius öffnet im blauen Oberhemd die Tür, grüßt freundlich und bittet dann in sein Büro. Seit zwei Monaten sind die paar Quadratmeter die neue berufliche Heimat des ehemaligen Geschäftsführers von Ifa Rotorion. Als er am Tag seines Rücktritts seine Sachen in Haldensleben packte, zog er direkt auf das Firmengelände in Buckau.

Seit 2008 – also lange bevor er bei Ifa die Geschäftsführung von seinem Vater Heinrich übernahm – hält Felix von Nathusius Anteile an IZM Polycast. Weil er an die Technologie glaubt, sagt er. Von Nathusius holt die Firma aus einer Garage in Haldensleben auf das Industriegelände nach Magdeburg, hilft dann das Geschäft aufzubauen. Jürgen Bär hatte den Betrieb im Jahr 2000 gegründet. Der Ingenieur hütet die Rezeptur über die Masse, mit der das Unternehmen Bauteile gießt, bis heute. IZM stellt sogenannte Maschinenbetten aus Epoxidharz, Härter und Mineralien her. Kunden von IZM montieren auf die Elemente später ihre Maschinen und Geräte.

Die Mineralguss-Bauteile bieten Vorteile gegenüber herkömmlichen Komponenten aus Stahl: Das Material hat besonders gute Dämpfungseigenschaften, überträgt also weniger Schwingungen auf montierte Maschinen. Hinzu kommt die Verarbeitung: Die Masse wird in kaltem Zustand in Formen gegossen. So können auch Kabel oder Sensoren eingebaut werden. Ein Pluspunkt in einem Zeitalter, in dem Maschinen immer intelligenter werden.

Mehr als 200 dieser Bauteile liefert IZM Polycast jedes Jahr aus. In den kommenden Jahren soll die Firma deutlich wachsen. Dieses Ziel hat Felix von Nathusius ausgegeben, als er mit seinem Geschäftspartner Karl-Thomas Klingebiel in diesem Jahr das Beteiligungsunternehmen Inteb-M gegründet hat. Unter dem Dach der Gesellschaft befindet sich neben dem Magdeburger Mittelständler auch H&B Omega aus Osterweddingen. Den Werzeugmaschinenbauer mit Reibschweiß-Kompetenz übernahm von Nathusius mit Inteb-M im April. Beide Firmen sollen Technologien und Fertigkeiten bündeln. „Wir sind aktive Investoren und wollen uns in die Entwicklung der Unternehmen mit einbringen“, kündigt von Nathusius an.

Für seine neuen Aufgaben hat von Nathusius alte Bekannte um sich geschart: IZM-Polycast-Geschäftsführer Jürgen Bär kennt er seit Jahren aus Haldensleben. Karl-Thomas Klingebiel arbeitete einst für Ifa Rotorion. Bei dem Gelenkwellen-Produzenten hatte von Nathusius Anfang Februar seinen Hut genommen und den Posten als Vorsitzender der Geschäftsführung geräumt. Heute sagt er: „Es war mein Wunsch und mein Impuls, das jetzt zu machen.“

Nach Volksstimme-Recherchen war der Ablösung aber ein Streit vorausgegangen. Im Dezember 2014 stieg die Familie von Nathusius beim kriselnden Fahrradbauer Mifa ein. Patriarch Heinrich von Nathusius nahm sich des Unternehmens an, baute eine neue Halle. Doch das Projekt scheiterte. Mittlerweile ist Mifa insolvent. Die Familie steht vor einem Scherbenhaufen. Felix von Nathusius war es, der viel früher die Notbremse ziehen wollte. Doch gegen seinen Willen setzte der mächtige Ifa-Beirat weitere Zahlungen an den Fahrradbauer durch. Später soll Heinrich von Nathusius dann für die Absetzung seines Sohnes gesorgt haben.

Ifa Rotorion stellt das in einer Erklärung anders dar: Familie und Management sollen künftig getrennt werden. Felix von Nathusius bleibe dem Zulieferer als Gesellschafter erhalten.

Mit Inteb-M will von Nathusius an die Magdeburger Maschinenbau-Tradition anknüpfen. Der Manager träumt vom Aufbau eines großen Unternehmens. Bereits in diesem Jahr ist der Zukauf eines weiteren Mittelständlers geplant, der technologisch zu den bisherigen Erwerbungen passt.

Vor großen Zielen ist von Nathusius auch als Geschäftsführer bei Ifa Rotorion nie zurückgeschreckt: Erst vor zwei Jahren hatte er in Haldensleben das Ziel ausgegeben, bis 2025 unter die Top 100 der weltweit größten Automobilzulieferer aufzurücken.