1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Mäßiger Stress für Geldinstitute

Finanzbranche Mäßiger Stress für Geldinstitute

Der Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) hat Aufsehern bewiesen, dass sie für Krisen gerüstet sind.

31.07.2016, 23:01

London/Frankfurt (dpa) l Aufseher, Bankenverbände und Branchenexperten sehen in den Ergebnissen des diesjährigen Banken-Stresstests Fortschritte bei der Stabilisierung der europäischen Geldhäuser. Die verbesserte Kapitalausstattung habe die Banken in Europa widerstandsfähiger gegenüber Schocks gemacht, betonte der Chef der Europäischen Bankenaufsicht (EBA), Andrea Enria.

Zufrieden zeigten sich auch die deutschen Bankenverbände. „Die deutschen Institute haben sich im Stresstest als grundsätzlich robust und widerstandsfähig erwiesen“, erklärten sie am Sonnabend in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Von der EBA waren 51 Institute unter die Lupe genommen worden, darunter neun deutsche. Parallel dazu untersuchte die Aufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in einer abgespeckten Variante 56 weitere Kreditinstitute aus der Eurozone. Veröffentlicht wurde nur der EBA-Teil.

Die neun deutschen Banken im Test erwiesen sich als ausreichend mit Kapital ausgestattet, wenn auch teils knapp. Am besten schnitt das staatliche Förderinstitut NRW Bank ab, das sich im schlimmsten Schockszenario mit einer harten Kapitalquote von 35,4 Prozent bewährte. Die Deutsche Bank sackte auf 7,8 Prozent ab, die Commerzbank auf 7,42 Prozent.

Analysten hatten bei der Deutschen Bank einen Absturz unter die Marke von 7,5 Prozent für kritisch erachtet. Sie blieb darüber. „Wir sind 2016 mit einem besseren Ergebnis aus dem Test herausgekommen als 2014, obwohl der diesjährige Test anspruchsvoller war“, sagte Vorstandschef John Cryan.

Die EBA hatte Europas Großbanken ein insgesamt recht ordentliches Zeugnis für ihre Krisenfestigkeit ausgestellt. Demnach erwiesen sich die Kapitalpuffer der Geldhäuser als vergleichsweise stabil. Auch die EZB wertete das Ergebnis positiv. „Der Bankensektor ist heute widerstandsfähiger und kann viel besser wirtschaftliche Schocks absorbieren als vor zwei Jahren“, sagte die oberste EZB-Bankenaufseherin Danièle Nouy.

Mit dem Stresstest, in dem eine Wirtschaftskrise und ein Einbruch der Immobilienpreise simuliert wurde, wollen die Aufseher Vertrauen in die Branche wiederherstellen. Zuletzt waren die Sorgen um die Branche gewachsen: Niedrige Zinsen, steigende Kosten und harter Wettbewerb belasten die Ertragsaussichten. Zudem schreckte die jüngste Bankenkrise in Italien die Investoren auf.

Experten warnen nach dem Stresstest vor einem voreiligen Aufatmen. „Der Stresstest hat die Folgen der Niedrigzinsen ausgeblendet, die für Banken sehr gefährlich sind“, sagte Martin Hellmich, Bankenprofessor an der Frankfurt School of Finance. So könnten Banken Einlagen nicht mehr rentierlich anlegen und im Kreditgeschäft sänken die Zinsmargen. „Niedrigzinsen sind ein substanzielles Risiko für die Geschäftsmodelle der Banken.“