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Firmennachfolge Land hilft mit Darlehen bei Firmen-Übernahmen

Sachsen-Anhalt legt einen Darlehensfonds für Nachwuchskräfte auf, die einen Betrieb aufkaufen wollen.

19.04.2017, 23:01

Magdeburg l Pro Jahr suchen in Sachsen-Anhalt 700 bis 1000 Unternehmer jemanden, der ihren Betrieb übernehmen kann. Zu den Suchenden zählt auch Klaus Olbricht. Der Magdeburger IHK-Präsident und Inhaber der Elektromotoren und Gerätebau Barleben GmbH (EMB) will zwar noch ein paar Jahre im Geschäft bleiben. Aber: „Ich weiß schon jetzt, dass meine zwei Töchter das Unternehmen nicht haben wollen.“

Wie andere gestandene Inhaber auch hat Olbricht nun verschiedene Möglichkeiten: Er könnte jemanden aus der Belegschaft ermutigen, den Betrieb zu übernehmen. Oder er könnte auch mit einem anderen Unternehmen darüber verhandeln, dass es seinen Betrieb aufkauft. In vielen solcher Fälle ist jedoch die Finanzierung ein großes Problem. Sowohl Nachwuchskräfte als auch Firmen müssen eine Menge Geld auf den Tisch legen, um einen Betrieb zu erwerben.

Für kleinere Unternehmen mit einer Hand voll Mitarbeiter müssen Interessenten schon mal ein bis drei Millionen Euro aufbieten. Genaue Statistiken gibt es hierfür nicht, denn der Wert einer Firma kann je nach Ausstattung und Branche schwanken. Schon seit Jahren monieren aber die Wirtschaftskammern, dass es bei Firmenübernahmen immer wieder hakt. Und zwar weil der Käufer von seiner Hausbank nicht die nötigen Kredite erhält.

Das Land Sachsen-Anhalt will nun über seine Investitionsbank (IB) den Käufern finanzielle Hilfestellung anbieten. Am Mittwoch haben Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) und IB-Chef Manfred Maas den Startschuss für den neuen Darlehensfonds zur Unternehmensnachfolge gegeben. Der Fonds ist mit mehr als 260 Millionen Euro prall gefüllt, zwischen 2017 und 2023 plant die IB, zwischen 250 und 300 Darlehen an junge Nachwuchskräfte und Firmen auszugeben.

„Es ist wichtig, dass eine große Zahl gesunder Unternehmen auch weiterhin am Markt bleiben kann“, betont Willingmann. Schließlich gehe es hier auch darum, Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

Die Vergabe der Darlehen soll allerdings wettbewerbsneutral erfolgen. Das bedeutet: Zunächst muss der junge Unternehmer prüfen, ob er die Betriebsübernahme nicht doch mit seiner Hausbank alleine stemmen kann. Erst wenn sich die Bank weigert, etwa weil ihr ein Kreditgeschäft zu risikoreich wäre, kann sich der Unternehmer an die Investitionsbank wenden. Die IB will Darlehen zwischen 25.000 und drei Millionen Euro anbieten, wobei die Darlehen eine Laufzeit von bis zu 20 Jahren und einen Zinssatz von 0,95 Prozent mit einer zehnjährigen Zinsbindung beinhalten. Ähnliche Konditionen sollen für Unternehmen gelten, die Betriebe aufkaufen wollen. Hier hängen die konkreten Bedingungen von der Bonität des Unternehmens ab.

In der Vergangenheit hat die Investitionsbank bereits positive Erfahrungen mit der Vergabe von Darlehen gemacht. „Die Ausfallquote betrug in den vergangenen Jahren gerade einmal 1,5 Prozent“, so IB-Chef Maas. Willingmann betont, dass sich auch der Bürokratieaufwand in Grenzen halten soll. „Das Darlehen zu beantragen wird nicht schwerer sein als bei der eigenen Hausbank.“ Die Bürokratie halte sich auch deshalb in Grenzen, weil das Land hier eigene Gelder einsetze und daher keine EU-Vorgaben aus Brüssel beachten müsse.

Klaus Olbricht lobt den neuen Fonds ebenfalls: „Damit ist der richtige Weg eingeschlagen.“ Für sein eigenes Firmennachfolge-Projekt will er sich aber noch Zeit lassen. „Ich werde alle Möglichkeiten prüfen und dann in den kommenden Jahren entscheiden, was ich mache. Sofern es die Gesundheit erlaubt, will ich mich erst mit 70 Jahren zurückziehen.“ Auch ihm fällt es nicht leicht, von seinem Lebenswerk zu lassen.