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Förderung Grünes Licht für die Meisterprämie

Sachsen-Anhalt zahlt Nachwuchskräften im Handwerk künftig eine Prämie, wenn sie den Sprung in die Selbstständigkeit wagen.

17.07.2017, 23:01

Magdeburg l Jeder zweite Betriebsinhaber im Kammerbezirk Magdeburg ist inzwischen älter als 50 Jahre, die Zahl derer, die in Rente gehen wollen, wird in den kommenden Jahren rapide steigen. Gleichzeitig fehlt der Nachwuchs. Pro Jahr gründen sich inzwischen nur noch etwas mehr als 200 neue Meisterbetriebe, 2006 lag die Zahl fast doppelt so hoch bei 422. Um dem wachsenden Handwerker-Mangel entgegenzuwirken, können junge Meister ab dem 25. Juli die Meistergründungsprämie beantragen, wenn sie einen Betrieb übernehmen oder neu gründen.

„Sachsen-Anhalts Kenia-Koalition löst damit ein zentrales Wahlversprechen ein“, erklärte Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) am Montag bei einer Pressekonferenz in Magdeburg. „Das Handwerk ist eine wichtige Stütze der Wirtschaft im Land“, so der Minister, die Regierung wolle mit der Prämie einen starken Anreiz für Neugründungen und Firmennachfolgen schaffen.

Insgesamt gibt das Land bis Ende 2018 rund 2,6 Millionen Euro für die Prämie aus. Ab 2019 soll sie aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert werden. Kammern und Land gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren bis zu 360 Prämien an Nachwuchskräfte ausgezahlt werden könnten.

„Dieses Förderinstrument ist ein klares Votum der Landesregierung für das Unternehmertum und für die Sicherung der Unternehmensnachfolge in unserem Land“, sagte Hagen Mauer, Präsident der Handwerkskammer Magdeburg, am Montag. Er lobte zudem, dass Interessierte beim Beantragen der Prämie keine größere Bürokratie erwarten müssen.

Gefördert werden künftig Handwerksmeister, die einen Betrieb innerhalb der Landesgrenzen gründen oder übernehmen. Um die Prämie zu erhalten, müssen sie selbst bei der Betriebsgründung zunächst 15.000 Euro aus der eigenen Tasche investieren. Erst danach erhalten sie die Prämie über 10.000 Euro als Einmalzahlung obendrauf. Ein weiteres Kriterium: Die Handwerkskammern müssen zunächst die fachliche und persönliche Eignung des Antragsstellers prüfen. Nur wenn die zuständige Kammer grünes Licht gibt, kann die Prämie ausgezahlt werden.

Einer der ersten Interessenten ist Michael Wiese aus Thale im Harz. Der 36-Jährige hat in den vergangenen Jahren als Dachdecker gearbeitet, währenddessen auch seinen Meister gemacht. Mit Hilfe der Prämie will er nun den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. „Als Familienvater mit zwei Kindern überlegt man sich ja genau, ob man einen eigenen Betrieb gründet“, so Wiese. „Die Prämie könnte mir jetzt helfen, das finanzielle Risiko etwas zu mindern.“

Einen bereits bestehenden Betrieb wollte er nicht übernehmen. „Oft ist man ja dann gezwungen, auch vorhandene Strukturen zu übernehmen“, so Wiese. „Im neuen Betrieb ist man hingegen sein eigener Herr.“ Jeder Handwerker müsse aber selbst entscheiden, was für ihn das Beste ist. „In meinem Gewerk bin ich nicht auf teure Maschinen angewiesen“, betont er. „Kollegen anderer Gewerke sind vielleicht froh, wenn sie einen Betrieb übernehmen können, der bereits mit der notwendigen Technik ausgestattet ist.“

Wiese selbst will die Prämie nutzen, um Software für seine künftige Firma anzuschaffen. „Dann brauche ich mich nicht mehr für Aufträge ans Zeichenbrett setzen und kann die Bürokratie effektiver bewältigen“, so der Dachdecker. Geht alles gut, will er eines Tages auch selbst junge Fachkräfte ausbilden.