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InsolvenzIfa Rotorion schreibt die Mifa ab

Die Rettung der Mifa rückt in die Ferne. Die Eigentümerfamilie von Nathusius zofft sich, Ifa Rotorion will kein Geld mehr geben.

20.01.2017, 23:01

Haldensleben l Rund um die Mifa schlagen die Wellen dieser Tage hoch. Wie die Volksstimme erfuhr, geht mit der Insolvenz der Fahrradwerke ein heftiger Streit in der Eigentümerfamilie einher. Firmenpatriarch Heinrich von Nathusius wirft dem Vernehmen nach seinem Sohn Felix vor, die Krise bei Mifa mitverschuldet zu haben.

Die familieneigene Ifa-Rotorion-Gruppe hatte die Mifa lange Zeit finanziell unterstützt, bis Felix von Nathusius als Ifa-Geschäftsführer Anfang Januar den Geldhahn zudrehte. Vater Heinrich, der die Mifa 2014 aus der Insolvenz heraus rettete, soll nun im mächtigen Beirat der Ifa-Rotorion-Gruppe durchgesetzt haben, dass sein Sohn vom Geschäftsführer-Posten zum 1. Februar abberufen wird.

Mit hineinspielen in die Entscheidung soll der Umstand, dass Felix von Nathusius auch sonst nicht als unumstritten galt. Beide äußerten sich dazu nicht, im Volksstimme-Gespräch vermied Heinrich von Nathusius allerdings auch ein Dementi.

Wie die Zeitung darüber hinaus erfuhr, wird sich Ifa Rotorion an der Rettung der Fahrradwerke künftig nicht mehr beteiligen. Für den vorläufigen Insolvenzverwalter Lucas Flöther dürfte dies keine gute Nachricht sein, denn die Investorensuche wird damit nicht leichter. Das neue, 17 Millionen Euro teure Mifa-Werk gehört nämlich nicht der Mifa-Bike-GmbH, sondern der von Nathusius Vermögensverwaltung.

Sollte sich ein Investor für die Mifa finden, müste dieser, wenn er die Produktion wieder aufnehmen will, das Werk der Familie von Nathusius abkaufen oder mieten. Die Familie wiederum könnte auch entscheiden, dass sie das Werk künftig als weiteren Standort der Ifa-Rotorion-Gruppe nutzt. Dann müsste ein potenzieller Mifa-Investor mit der Produktion einen anderen Standort suchen oder wieder in die alten Werkshallen in Sangerhausen ziehen.

Dem Vernehmen nach hat sich der indische Fahrradhersteller Hero Cycles bereits als möglicher Interessent für die Mifa gemeldet. Dem Unternehmen eilt allerdings ein Ruf vorraus. Bereits 2014 wollte Hero Cycles bei den Fahrradwerken einsteigen, 15 Millionen Euro wollte die Firma investieren. Doch der Deal platzte, die Mifa mussten Insolvenz anmelden. Den Indern wurde damals auch vonseiten des damaligen Managements vorgeworfen, kostbares Know-how ausspioniert zu haben.

Insofern ist es schwer vorstellbar, dass der Gläubigerausschuss der Mifa sich jetzt erneut auf das indische Unternehmen einlassen wird. Mit der Investorensuche betraut ist nach Volksstimme-Informationen die Beraterfirma Boston Consultig Group, sie soll international nach möglichen Geldgebern Ausschau halten.

Insolvenzverwalter Lucas Flöther bemüht sich derweil, die Produktion in den Fahrradwerken doch noch zum Laufen zu bringen, um Kunden der Mifa bei der Stange zu halten. Diese sollen in Vorkasse gehen, damit die Mifa die für die Fahrradproduktion benötigten Teile einkaufen kann. Allein für das Frühjahr verfügte die Mifa über Aufträge für rund 100 000 Fahrräder. Je länger sich der Produktionsstart verzögert, desto größer wird die Gefahr, dass die Kunden ihre Aufträge wieder stornieren.

Die Löhne und Gehälter der 520 Beschäftigten sind bis Ende Februar über das Insolvenzgeld abgedeckt. Die Stimmung ist allerdings angesichts der Umstände entsprechend schlecht, viele Beschäftigte fühlen sich von der Unternehmerfamilie Nathusius im Stich gelassen. Hinzu kommt, dass manche Fachkräfte das Unternehmen auch schon verlassen haben, zuletzt soll der vierte Betriebsleiter in Folge gekündigt haben, heißt es.

Die Ifa-Rotorion-Gruppe würde eine endgültige Pleite der Fahrradwerke wohl wegstecken. Zuletzt erwirtschaftete die Gruppe einen Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Euro. Allein im vergangenen Jahr soll der Gewinn bei rund 40 Millionen Euro gelegen haben.