Investition Getec betritt Neuland

Der Magdeburger Energiedienstleister Getec kauft im niederländischen Emmen seinen ersten Industriepark.

24.08.2016, 23:01

Magdeburg l Ein Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk ist das Herzstück des Industrieparks im niederländischen Emmen. Die Getec-Konzerntochter Heat & Power wird mit ihrer Infrasturkturfirma Getec-Infra die Versorgung und Erzeugung der Energie am Standort übernehmen. Gleichzeitig ist Getec aber auch für den reibungslosen Ablauf auf dem Betriebsgelände verantwortlich, hält Straßen und Brücken instand und kümmert sich um die Wasserversorgung. Die Aufgabe als Infrastrukturdienstleister ist neu für den Magdeburger Konzern.

Fast ein Jahr lang hat Getec mit dem bisherigen Eigentümer des Industrieparks, dem niederländischen Energieunternehmen Nuon, verhandelt. Am Mittwoch wurde der Vollzug offiziell verkündet. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Bis Jahresende soll das komplette Geschäft in Emmen an die Magdeburger übergeben werden. 208 Mitarbeiter wechseln den Arbeitgeber. Getec verspricht sich von dem Zukauf ein Umsatzwachstum von etwa 60 Millionen Euro. 2015 hatte das Unternehmen ein Umsatzplus von 12 Prozent auf 782 Millionen Euro verbucht.

Volker Schulz, Vorstandssprecher der Getec Heat & Power, stellte sich am Mittwochmorgen den Beschäftigten bei einer Betriebsversammlung vor. „Wir sind mit offenen Armen empfangen worden“, sagte Schulz der Volksstimme. Getec hat viel vor in Emmen – gut 30 Kilometer entfernt von Meppen (Niedersachsen). Bei der Modernisierung des Parks sollen vor allem die Erfahrungen aus dem bisherigen Kerngeschäft der Gruppe helfen. Auf dem Gelände soll die Energieversorgung effizienter gestaltet werden. Dafür setzen die Magdeburger auch auf erneuerbare Energien. Der bisherige Eigentümer Nuon sah sich dieser Aufgabe offenbar nicht gewachsen und stieß das Geschäft ab. In dem Chemiepark, der als zweitgrößter der Niederlande gilt, arbeiten fast 1400 Menschen. Die ansässigen Unternehmen sind vor allem auf die Produktion von Polymeren spezialisiert. In der Region ist der Standort ein wichtiger Arbeitgeber. Auch mit der dortigen Gemeinde befindet sich Getec in Gesprächen. Es werde über die Übernahme der Fernwärmeversorgung nachgedacht, sagte Schulz.

Die Übernahme in Emmen sei ein Meilenstein für Getec, sagte Gründer Karl Gerhold. Im Juni hatte er angekündigt, verstärkt im Ausland mit Getec wachsen zu wollen. In Europa plant der Konzern in diesem Jahr Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich. In Polen werden die Magdeburger künftig die Stadt Turek mit Wärme versorgen: Für zehn Millionen baut Getec ein neues Heizkraftwerk. Auch in der Schweiz ist die Firma aktiv. In den vergangenen Jahren gab es zudem Investitionen in Österreich, Ungarn, Tschechien und den Benelux-Ländern.

Die Tochterfirma Getec-Infra wird in Emmen erste Erfahrungen im Management eines Chemieparks sammeln. Die Firma soll sich für die Zukunft rüsten, denn Getec schielt auf weitere Zukäufe in dem Segment. „Wir wollen solche Projekte in den kommenden Jahren auch in Deutschland akquirieren“, kündigte Karl Gerhold an.