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Kfz-Gewerbe Internet treibt Auto-Rabattschlacht

Autohäuser und Werkstätten sind gut ausgelastet. Online-Händler drücken mit Rabatten jedoch kräftig auf den Automarkt.

Von Burkhard Fraune 18.02.2016, 23:01

Berlin (dpa) l Autokäufer können auch in diesem Jahr auf Rabatte beim Neuwagenkauf hoffen. Der Handel erwartet, wie im Vorjahr 3,2 Millionen Neuwagen zu verkaufen. Dabei werde aber der Anteil der gewerblichen Zulassungen von zuletzt knapp zwei Dritteln weiter steigen, teilte der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) am Donnerstag in Berlin mit. Durchschnittlich 28 600 Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für einen Neuwagen aus – so viel wie nie und immerhin ein Fünftel mehr als noch vor zehn Jahren. Das Problem ist: Nur noch etwa jeder dritte Neuwagen geht an Privatkunden, wie der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe ermittelt hat, sagte dessen Präsident Jürgen Karpinski.

Den Rest kaufen Großkunden, die für ihre Flotten kräftige Rabatte aushandeln. Oder es sind Händler- und Herstellerzulassungen, die kurze Zeit später deutlich billiger als junge Gebrauchte wieder in den Handel kommen. Die Rendite vieler Autohäuser ist bescheiden, denn der deutsche Markt gilt seit Jahren als gesättigt.

Und jetzt gibt es auch noch Leute wie Alexander Bugge. Der Kaufmann vermittelt mit seinem Neuwagenportal meinauto.de Kunden an die Autohäuser – mit dem Versprechen, bundesweit große Rabatte für die Kunden rauszuholen. Das drückt auf die Preise. Eine gute fünfstellige Zahl an Autoverkäufen habe er im vergangenen Jahr vermittelt, sagt Bugge. Vorwürfe des stationären Handels weist er aber zurück. „Wir schicken niemand in den Handel, um eine Probefahrt zu machen und dann bei uns zu kaufen.“ Aber dass Kunden das tun, schließt er nicht aus. „So sind Kunden eben.“ Andere stehen mit dem Angebot aus dem Netz im Autohaus und verlangen dort diesen Preis oder einen besseren. „Der Kunde konfiguriert sein Auto nicht nur in Pantoffeln auf dem Sofa, er weiß auch mehr“, umschreibt ZDK-Vize Ulrich Fromme die gewachsene Markttransparenz. Er ruft die Autohäuser auf, umzudenken. Kunden online an sich zu binden und dann offline zu verkaufen, darin sei man noch nicht gut, bekennt Fromme.

Um zwei Arten von Autohändlern macht er sich wenig Sorgen: die mit Häusern in kleineren Städten, wo der Verkäufer Hinz und Kunz kennt, und die ganz Großen in den Großstädten. Für alles dazwischen werde es schwierig. Früher sei ein Kunde fünf oder sechs Mal ins Geschäft gekommen, bevor er sich für ein Auto entschied, heute im Schnitt 1,4 Mal. Statt ihr Geld nur in großartige Verkaufsräume zu stecken, in „Steine und Erde“, sollten die Kollegen gemeinsam mit anderen in die digitale Welt investieren, rät Fromme.

7,3 Millionen Gebrauchte wurden 2015 verkauft – so viele wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Das ist der wichtigste Grund für das Umsatzwachstum auf rund 157 Milliarden Euro. Die Branche zog am Donnerstag zufrieden Bilanz für 2015. „Das Jahr 2015 ist sehr gut gelaufen, trotz des Skandals um manipulierte Emissionswerte“, sagte Präsident Jürgen Karpinski. Der Umsatz stieg um 6,2 Prozent auf 156,5 Milliarden Euro. Die Preisnachlässe drücken jedoch auf den Gewinn: Gemessen am Umsatz stieg dieser nur leicht von 1,3 Prozent auf 1,4 Prozent. Notwendig für die Investitionen in Autohäuser und Ausbildung seien aber 3 Prozent, sagte Karpinski. Ein Renditebringer bleibt das Servicegeschäft. Durchschnittlich sind die Autos neun Jahre alt und müssen häufiger in die Werkstatt als jüngere Fahrzeuge.

Auswirkungen des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen von VW ließen sich bislang noch nicht eindeutig feststellen, sagte Jürgen Karpinski. Die Verkäufe seien zuletzt leicht zurückgegangen, das könne auch am Wetter liegen.