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Kuba-Reise Geschäfte am Karibikstrand

Eine Wirtschaftsdelegation aus Sachsen-Anhalt weilt in Kuba. Nach der Öffnung des Landes sollen Marktnischen schnell besetzt werden.

02.11.2015, 23:01

Magdeburg/Havanna l Schnell hin bevor die Amis kommen: Eine Delegation aus Sachsen-Anhalt weilt seit Montag im Inselstaat Kuba. Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) und acht Unternehmen wittern lohnende Geschäfte am Karibikstrand. „Durch die Lockerung der Handels- und Reisebeschränkungen hat sich die Tür nach Kuba einen Spalt breit geöffnet. Diese Chance wollen wir nutzen. Alte Kontakte sollen reaktiviert und neue geknüpft werden, um schnell potenzielle Marktnischen besetzen zu können“, erläuterte Möllring.

In dem Karibikstaat herrscht seit dem Handschlag zwischen US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro im April dieses Jahres Aufbruchstimmung. Der symbolische Akt war das Ende einer Eiszeit nach mehr als einem halben Jahrhundert Funkstille. Seitdem führten Einreiseerleichterungen zum Anstieg der Touristenzahlen. Ausländische Unternehmen streckten ihre Fühler aus. Im sozialistischen Kuba, das im Welthandel als Exporteur von Zigarren, Rum und Nickel nur eine Nebenrolle spielt, bieten sich Entwicklungschancen. Auch die Europäische Union arbeitet mit Vertretern an einem Handelsabkommen.

Sachsen-Anhalt exportierte im vergangenen Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 1,77 Millionen Euro nach Kuba. Vor allem Futter- und Düngemittel, Lager, Getriebe, Antriebselemente, Geräte zur Elektrizitätserzeugung sowie Waren aus Kunststoff seien in das Land mit rund elf Millionen Einwohnern ausgeführt worden, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Chancen für hiesige Unternehmen sieht Möllring besonders in den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Bauwirtschaft, im Bereich erneuerbare Energien und in der Bioökonomie.

Möglicherweise können die Vertreter auf alten Kontakten aufbauen. Die DDR lieferte unter anderem ganze Fabrikanlagen nach Kuba. Als Gegenleistung erhielt der Staat Zucker, Südfrüchte und Nickel zu Vorzugspreisen. Rund 85 Prozent seines Handelsvolumens wickelte Kuba bis 1990 mit den Ostblockstaaten ab. „Zu Kuba sind die Kontakte Mitte der Neunzigerjahre eingeschlafen. Jetzt möchten wir diese gern wieder aktivieren“, sagte Ulrich Beholz, Vertriebsleiter von VEM Motors in Wernigerode.

Schon während der DDR stellte der Betrieb als VEB Elektromotorenwerk Wernigerode elektrische Antriebe her. Mehrere Werke in Kuba sollen mit Motoren aus dem Harz ausgestattet worden sein, berichtet Beholz. „Sicherlich ist dort eine Modernisierung der Anlagen nötig. Ich sehe auch Einsatzmöglichkeiten für unsere Antriebe in der Zuckerindustrie“, erklärt der Geschäftsmann.

Neben VEM sind unter anderem der Baustoffspezialist BT innovation, Umweltanalyst Öhmi, die Vermessungstechniker von GeoFly sowie Vertreter der Industrie- und Handelskammer Magdeburg mitgereist. Noch bis Sonntag weilt die Delegation aus Sachsen-Anhalt in Kuba.