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Landwirte Ostdeutsche Betriebe massiv unter Druck

Der Bauernbund fordert mehr Regionalität in der Landwirtschaft, die Grünen eine Trendwende in der EU-Agrarpolitik.

27.04.2017, 23:01

Quedlinburg (dpa) l In einem offenen Brief an die Agrarminister der neuen Länder hat der Deutsche Bauernbund (DBB) auf die massive Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation aufmerksam gemacht. In den vergangenen drei Jahren seien die Gewinne bundesweit je nach Eigentumsform zwischen 35 und 80 Prozent eingebrochen. Die neue Düngeverordnung und die Verschärfung im Pflanzenschutzrecht führten dazu, dass die Betriebsergebnisse weiter zurückgehen, prognostizierte der DBB. Der Verband ist nach eigenen Angaben die berufsständische Interessenvertretung bäuerlicher Familienbetriebe in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen.

„Das Gebot der Stunde heißt Regionalität, keine weitere Verschärfung des Düngerechtes und keine weiteren Einschränkungen im Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“, forderte der DBB. Zudem dürften direkte Beihilfen nicht weiter abgesenkt werden. Ansonsten müssten Landwirte nach Verbands-Ansicht Fremdkapital in die Betriebe holen, um deren Liquidität zu erhalten. Das hieße dann, dass die Betriebe über kurz oder lang nicht mehr in der Hand der ortsansässigen Bauern blieben.

Sachsen-Anhalts Grüne fordern unterdessen eine Trendwende in der europäischen Agrarpolitik. Faire, ökologisch nachhaltige und global verantwortungsvolle Bedingungen müssten künftig im Mittelpunkt stehen, sagte die Agrar-Expertin Dorothea Frederking in Magdeburg. Mehr Tierwohl in den Ställen und auf der Weide müsse mit allen Instrumenten gefördert werden. Frederking kritisierte zudem Überproduktion und Ausrichtung auf Exportmärkte außerhalb Europas. Das führe bei einigen landwirtschaftlichen Produkten zu dramatisch niedrigen Erzeugerpreisen.

Jährlich fließen nach Frederkings Angaben 6,3 Milliarden Euro EU-Gelder zur Förderung der Landwirtschaft nach Deutschland, Sachsen-Anhalt erhalte rund eine halbe Milliarde. „Diese Gelder müssen endlich zu einer verstärkten Ökologisierung führen, um den Herausforderungen an Umwelt- und Klimaschutz gerecht zu werden“, forderte die Politikerin.

Noch bis zum 2. Mai können Verbraucher an einer Online-Umfrage der EU-Kommission zur Zukunft der Agrarpolitik nach 2020 teilnehmen.