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Landwirtschaft Bauern machen Front gegen billig

Bundesweite Proteste von Landwirten vor Supermärkten. Die Branche sieht sich in der Krise.

24.03.2016, 23:00

Berlin (AFP) l Von Flensburg bis Passau, von Bautzen bis Bonn: Bundesweit haben am Mittwoch Landwirte bessere Preise für Milch, Fleisch und Getreide gefordert. In mehr als 100 Orten, darunter auch in Magdeburg, warben sie etwa mit Frühstücks- tischen oder Grillaktionen bei den Verbrauchern um Verständnis für ihre schwierige wirtschaftliche Lage. „Weniger als ein Viertel des Lebensmittelpreises kommt heute beim Landwirt an“, erklärte Bauernpräsident Joachim Rukwied in Berlin.

Laut Deutschem Bauernverband (DBV) erlebt die deutsche Landwirtschaft eine tiefgehende und anhaltende Preiskrise. Sie sei gravierender als die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 und 2009. Seit 2013 sind die Preise für Schweinefleisch, Milch und Getreide stetig gesunken. Sie hätten mittlerweile ein Niveau erreicht, das keine wirtschaftliche Perspektive mehr zulasse. Bauernpräsident Rukwied erklärte, die Margen zwischen Erzeugerpreis und Verkaufspreis hätten sich in den vergangenen Jahren vergrößert. „Schleuderpreise zerstören die Strukturen unserer heimischen Landwirtschaft.“ Auch Vermarkter, Schlachtunternehmen, Molkereien und Verarbeiter, die mit dem Lebensmitteleinzelhandel über Preise verhandeln, seien in der Verantwortung.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) dagegen nannte den Aktionstag dagegen „eher ein Ablenkungsmanöver“. Es sei zwar richtig, dass Milchbauern auf die massive Existenzbedrohung hinweisen. Die niedrigen Preise im Lebensmitteleinzelhandel seien allerdings „nicht Ursache, sondern Symptom der Milchkrise“. Angebot und Nachfrage regelten den Preis. Der BDM plädiert für eine „organisierte und befristete Mengenrücknahme“.

Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft sprach sich für Mengenreduzierungen aus. Sie erklärte, der Bauernverband trage eine „große Mitverantwortung“ für die katastrophalen Erzeugerpreise bei Milch und Fleisch, weil er sich gegen eine „notwendige Mengenreduzierung“ wehre. Wer auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die chinesische Führung als Handelspartner für eine Exportoffensive setze, der steuere die Landwirtschaft in eine gefährliche Sackgasse.

Für den Preisverfall ausschlaggebend sind die Schließung des russischen Markts wegen der Sanktionen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt, der Einbruch der Nachfrage in China sowie die erhöhte Milchproduktion seit dem Wegfall der Milchquoten verantwortlich.