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Landwirtschaft Kleiner Bulle ist der neuer Mitbewohner

Mit der Argrargenossenschaft Uchtdorf durchs Jahr: Diesmal geht es um einen jungen Bullen.

Von Rudi-Michael Wienecke 14.10.2016, 08:18

Uchtdorf l Noch etwas nass vom Fruchtwasser und wacklig auf den Beinen stakste da am Sonntag ein rund 40 Kilogramm schweres, rotbuntes Etwas, gerade geboren, neben der Mutter her. Ein kurzer Blick und Geschäftsführer Mathias März stellt fest: „Es ist ein Bulle.“ Dann ließ er Mutter und Sohn ihre Zweisamkeit.

Wie in jedem Milchviehbetrieb ist diese auch in Uchtdorf nur von kurzer Dauer. Nach einem Tag Milch direkt aus Mutters Euter bezieht der kleine Junge ein sogenanntes Kälber-Iglo mit einer dicken Strohmatte. Die Kuh kehrt zurück in die Herde, wird maschinell gemolken. Ihr Kolostrum, die erste Milch nach dem Kalben, bekommt der Bulle weiter. Es hat eine andere Zusammensetzung als normale Milch und stärkt die Abwehrkräfte. Ab dem fünften Tag wird etwas Kälbermüsli angeboten, frisches Wasser steht jederzeit zur Verfügung. Laut EU-Verordnung muss der kleine Kerl bis zum dritten Lebenstag mit einer Ohrmarke gekennzeichnet werden. Fortan heißt er DE (für Deutschland) 15 (für Sachsen-Anhalt) 013 (männliche Seriennummer) 73239 (fortlaufende Nummer).

Nach zehn Tagen geht es für den Jungen in den „Kindergarten“. Etwa 20 gleichaltrige Kälber werden in Gruppen gehalten. Die Milchautomaten sind jederzeit zugänglich, Heu, später auch etwas Silage und Kälberspezialfutter gibt es dazu.

Mit einer täglichen Zunahme von 800 bis 900 Gramm wird aus DE 15 013 73239 nach fünf bis sechs Monaten schon ein stattlicher Teenager geworden sein, der langsam seine Männlichkeit entdeckt. Es wird Zeit ihn von den Mädchen zu trennen. Gemeinsam mit den anderen Jungs zieht er in den Bullenstall um, durchläuft dort zwei Gruppen und wenn er im Sommer 2018 600 bis 650 Kilogramm wiegt, interessiert sich der Viehhändler für den Bullen. Er wird verladen und sein Ende auf dem Schlachthof ist nahe, der Verbraucher verlangt nach saftigen Steaks.

Weil DE 15 013 73239 zu der auf Milchleistung gezüchteten Rasse Holstein-Frisian gehört, setzt er weniger Fleisch an als Bullen der reinen Mastrassen. Entsprechend geringer ist die Bezahlung. „Die Bullenmast ist für uns nur ein Zubrot“, so Mathias März. Sie lohne sich, weil hier auch Restfutter aus der Milchviehhaltung eingesetzt werden kann, das sonst ungenutzt auf dem Mist landen würde.