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LKA-Statistik Mittelstand im Visier der Cyber-Gangster

In Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr fast 500 Unternehmen Opfer von Attacken geworden.

17.08.2016, 23:01

Magdeburg l Kleine und innovative Unternehmen rücken zunehmend in den Fokus von Cyber-Kriminellen. Im vergangenen Jahr sind in Sachsen-Anhalt 475 Firmen Opfer von Angriffen aus dem Internet geworden, sagte der Direktor des Landeskriminalamtes, Jürgen Schmökel, am Mittwoch in Magdeburg. „Nicht nur auf große Unternehmen haben es die Täter abgesehen. Im Fokus stehen auch kleine und mittlere Firmen, die sich in ihrer Nische einen guten Ruf erarbeitet haben“, erklärte Schmökel.

Die Angriffe aus dem Netz haben für die Betriebe mitunter verheerende Auswirkungen: Gerade bei kleinen Firmen könne der Abfluss von Wissen existenzbedrohend sein, so Schmökel. Durch Cyber-Attacken auf Unternehmen werden laut einer Erhebung des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz schon heute jedes Jahr Zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland vernichtet.

Der Mittelstand ist dabei für viele Täter noch immer ein leicht zu treffendes Ziel. Die größte Angriffsfläche böte der Faktor Mensch. „Kriminelle suchen in den Firmen gezielt nach Schwachstellen und versuchen, das Vertrauen der Beschäftigten zu gewinnen“, sagt LKA-Chef Schmökel.

Ein Beispiel: Rund 80 Terrabyte Daten sind einem Unternehmen in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr abhanden gekommen. Ein ehemaliger Geschäftsführer hatte Rechnungen, Kundendaten, Kalkulationen und Produktzertifikate zu seiner neuen Firma mitgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch immer in diesem Fall, so Schmökel. Der Schaden für das Unternehmen sei immens gewesen.

Längst werden nicht alle Fälle zur Anzeige gebracht. Die Dunkelziffer sei hoch, sagte Schmökel. „Viele Unternehmen scheuen den Gang zur Polizei, weil sie Imageschäden und Vertrauensverluste bei ihren Kunden befürchten.“ Firmen in Sachsen-Anhalt sollten sich dem wachsenden Risiko Cyber-Kriminalität stellen, empfiehlt das LKA. „IT-Sicherheit muss integraler Bestandteil der Unternehmensführung werden“, sagte Schmökel. Mitarbeiter müssten im Umgang mit Daten geschult werden. Für den Ernstfall sollte ein Krisenplan entwickelt werden.