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Mifa Zwei Hallen, keine Zukunft

Nachdem die Familie Puello ihr Angebot zurückgezogen hat, steht der Fahrradbauer Mifa vor dem Aus.

31.05.2017, 23:01

Sangerhausen l Die letzten Wochen müssen ein Kraftakt gewesen sein. In einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung spricht die Familie Puello von einem „Tauziehen“ um den insolventen Fahrradhersteller Mifa. Am Ende steht die bayerische Unternehmerfamilie, die in Schweinfurt die Fahrradmarke Winora aufgebaut hatte, mit leeren Händen da. Der Einstieg bei Mifa ist gescheitert.

„Nach reiflicher Überlegung und Abwägung aller kaufmännischen Aspekte zieht sich die Unternehmerfamilie Puello aus dem Vorhaben zurück“, heißt es in dem Schreiben weiter. Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich dieser Schritt angedeutet. Ursprünglich hatte die Familie geplant, die neu gebaute Werkshalle vor den Toren der Stadt zu kaufen. Doch die Verhandlungen mit Alt-Eigentümer Heinrich von Nathusius waren schwierig, scheiterten nicht nur auf der persönlichen Ebene, sondern auch, weil die finanziellen Vorstellungen zu weit auseinanderlagen. Bis zuletzt hatte von Nathusius rund 17 Millionen Euro für den Neubau gefordert, den er im vergangenen Jahr von der Vermögensgesellschaft seiner Familie bauen ließ.

Die Halle sei für die Neuausrichtung des Fahrradbauers allerdings ein entscheidender strategischer und kommunikativer Bestandteil gewesen, teilte die Familie Puello mit. „Auch das Angebot der Stadt und des Landkreises, in die alte Produktionsstätte zurückzukehren, stellte nach eingehender Prüfung keine Option dar“, so die Familie weiter. Zu hoch wären Investitionen und Umbaumaßnahmen gewesen, zu schwer wäre es gewesen, einen Zeitplan mit von Nathusius, was den Umzug der Produktion betrifft, auszuarbeiten, schreiben die Puellos.

Nun steht der Fahrradbauer aus Sangerhausen vor dem Aus. Insolvenzverwalter Lucas Flöther teilte am Mittwoch mit, dass der Produktionsbetrieb bei Mifa noch bis zum 30. Juni fortgesetzt werde. Die verbliebenen 130 Mitarbeiter bei Mifa hat er vorsichtshalber bereits auf die Stilllegung des Geschäftsbetriebs vorbereitet. Denn auch im Kreise der Gläubiger besteht kaum noch Hoffnung auf eine Rettung des Fahrradbauers.

Zwar hat Alt-Eigentümer Heinrich von Nathusius in der Sitzung am Mittwoch erneut ein Angebot vorlegt. Seine Offerte wies der Gläubigerausschuss aber als unzureichend zurück. Ein Monat bleibt von Nathusius, um nachzubessern. Ob er das tut, war bis Mittwochabend unklar. Auf eine Anfrage der Volksstimme reagierte von Nathusius nicht.

Nach Volksstimme-Informationen hat von Nathusius Kreise der Gläubiger ohnehin verärgert. Sein Angebot zur Übernahme von Mifa habe er an Bedingungen geknüpft, sagen mehrere Quellen. Dabei sollen auch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Halle wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung eine Rolle spielen. So soll von Nathusius darauf gepocht haben, dass die Gläubiger auf etwaige zivilrechtliche Ansprüche gegen ihn verzichten, sollten die Ermittlungen tatsächlich zu Ergebnissen führen.

Zudem soll von Nathusius auch vom Land Sachsen-Anhalt erneut Zugeständnisse gefordert haben. So habe der frühere Mifa-Chef auch darauf bestanden, dass ihn die Investitionsbank aus seiner persönlichen Bürgschaft entlässt. Von Nathusius hatte bei der Mifa-Übernahme im Winter 2014 mit rund fünf Millionen Euro seines Privatvermögens gebürgt.

Mifa hatte Anfang des Jahres zum zweiten Mal Insolvenz angemeldet. Derzeit arbeiten von einst mehr als 500 nur noch 130 Beschäftigte bei dem Unternehmen.