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Mühlenwerke Sechs Millionen für das Gold der Börde

300 Jahre ist die Müller-Geschichte der Familie Engelke alt. In Magdeburg werden jährlich 250.000 Tonnen Getreide verarbeitet.

13.04.2016, 23:01

Magdeburg l Sechs Millionen Euro haben die acht Getreidesilos gekostet, die im vergangenen Jahr auf dem Gelände der Magdeburger Mühlenwerke entstanden sind. Mehr als 30 Meter hoch ragen die Türme nahe dem Hafen der Landeshauptstadt in die Höhe. Bis zu 16.000 Tonnen Getreide können in den Silos gelagert werden. Eine Investition, die vor allem die Zukunft des Standortes sichern soll. „Es ist ein klares Bekenntnis zu den Magdeburger Mühlenwerken“, sagt Gesellschafter Christof Engelke, der die Mühle nach der Wende von der Treuhandanstalt erworben hatte. Mit den neuen Silos macht die Magdeburger Mühle auch einen Schritt auf ihre Kunden zu. „Wir haben unsere Leistungsfähigkeit erhöht, um vom Handel schnell große Mengen aufnehmen zu können“, erklärt Engelke.

In der Börde wächst das Getreide, das in der Magdeburger Mühle verarbeitet wird. Aus 250.000 Tonnen wird Mehl für die eigene Marke „Bördegold“ und weitere Handelsmarken hergestellt. Auch kleine Handwerksbetriebe und große Industriebäcker beziehen ihr Mehl aus der Landeshauptstadt. Einen mittleren zweistelligen Millionenumsatz erzielen die Magdeburger Mühlenwerke jedes Jahr. Genau will sich Christof Engelke nicht in die Karten schauen lassen. Der 59 Jahre alte Engelke besitzt zusammen mit seinem Cousin neben der Magdeburger Mühle auch Werke in Müllrose (Brandenburg) und Hasede bei Hildesheim (Niedersachsen).

Die Geschichte des niedersächsischen Stammwerks reicht bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurück. 1714 erwarb Engelkes Vorfahre Heinrich die Mühle vom Hildesheimer Bischof. Die Müller-Dynastie existiert bis heute. Nach der Wende sucht Christof Engelke sein Glück im Osten. Beim Wettbieten um die Magdeburger Mühle setzt er sich gegen große Konzerne durch. Doch kurz nach der Privatisierung 1992 bricht der russische Markt weg. 50 Prozent der Aufträge fallen aus. Engelkes Mühle macht Millionenverluste. Damit Rechnungen bezahlt werden können, nehmen die Geschäftsführer sogar eigenes Geld in die Hand, um ihre Firmenwagen aus dem Unternehmen herauszukaufen. Engelke beweist sich als Krisenmanager. Über die Mühle in Hildesheim besorgt er dem Magdeburger Werk Aufträge. Nach einem Jahr ist der Umschwung geschafft.

Bis heute haben Engelke und sein Partner rund 30 Millionen Euro in den Magdeburger Standort investiert. „Gewinne fließen zurück in das Unternehmen. Eine Yacht im Mittelmeer ist in diesem Konzept nicht vorgesehen“, sagt Christof Engelke, der seine Unternehmensgruppe nicht wie einen Konzern führt. Die 300 Mitarbeiter an den drei Standorten haben ihre Freiheiten. Auch das ist, sagt Engelke, ein Geheimnis des Erfolgs.