Münzen Knatsch ums Kleinstgeld

In einem bundesweit einmaligen Projekt wollen Händler in Kleve auf kleine Euro-Münzen verzichten.

31.01.2016, 23:01

Kleve (dpa) l Ein- und zwei Cent-Münzen sind für viele Verbraucher vor allem eins: lästig. Sie sammeln sich im Portemonnaie und machen es dick und schwer. Oder sie verstauben zu Hause in Schälchen, weil man sie nicht wegwerfen, aber auch nicht mit sich herumtragen will. Was man dennoch über sie wissen sollte:

● Die Ein- und Zwei-Cent-Stücke sind mit weitem Abstand die häufigsten Münzen im Euro-Raum. Insgesamt sind nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) mehr als 31 Milliarden 1-Cent-Münzen und gut 24 Milliarden 2-Cent-Münzen im Umlauf. Das entspricht fast der Hälfte aller überhaupt im Euro-Raum in Verkehr gebrachten Geldstücke. Dennoch entfallen auf sie nur 3 Prozent des gesamten Münzwertes: Insgesamt knapp 800 Millionen Euro.

● Zum Bezahlen sind die Kleinstmünzen allerdings nur noch bedingt geeignet. Parkuhren oder Ticketautomaten schlucken die Ein- und Zwei-Cent-Münzen in aller Regel nicht. Und die Zeiten, in denen es am Büdchen noch Süßigkeiten für ein oder zwei Cent zu kaufen gab, sind eher vorbei.

● Ein Großteil des Kleinstgeldes landet deshalb rasch im Abseits. Nach Schätzungen der Bundesbank wird nur etwa jede fünfte 1-Cent-Münze für das tägliche Einkaufen genutzt. Bei der 2-Cent-Münze sei es etwa jede vierte.

● Hat sich erst einmal zu Hause eine größere Menge an Kleinstgeld angesammelt, ist es manchmal gar nicht so einfach, sie wieder loszuwerden. Denn nach der Verordnung über die Einführung des Euro sind Geschäfte und Gaststätten nicht verpflichtet, bei einer einzelnen Zahlung mehr als 50 Münzen anzunehmen. Der Rest ist Kulanz. Doch tauscht die Bundesbank in ihren Filialen für Privatpersonen Münzen in beliebiger Stückzahl kostenfrei in Banknoten um.

● Dabei ist die Prägung der Münzen nicht billig. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums liegen die Herstellungskosten der 1-Cent-Münze sogar über dem Nennwert. Bei der Zwei-Cent-Münze liegen sie allerdings darunter.

● Vorbilder für eine Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent- Münzen gibt es inzwischen reichlich. In den Niederlanden, in Irland, Belgien und Finnland ist das Auf- und Abrunden längst üblich.

● Auch in Deutschland befürwortet nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts myMarktforschung inzwischen eine Mehrheit der Verbraucher eine Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen.

● Der Einzelhandelsverband Deutschland ist allerdings eher skeptisch, was den Verzicht auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen angeht. Gerade im Lebensmittelhandel gehe es im Wettbewerb oft auch um Cent-Beträge. Dies wolle man nicht gefährden, heißt es dort.

● Für die Männermode wäre eine Abschaffung des Kleinstgeldes wohl ein Gewinn. „Es könnte dazu beitragen, dass man die unsäglichen, großen Portemonnaies loswird, die viele Männer noch in der Gesäßtasche tragen“, meint jedenfalls der Modekritiker Bernhard Roetzel.