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Computerspiele Spiele-Entwickler in Lauerstellung

Deutschlandweit klingeln in der Games-Branche die Kassen. Sachsen-Anhalts Entwicklungs-Firmen warten hingegen noch auf den Durchbruch.

06.07.2017, 23:01

Magdeburg l Vor zwei Jahren brachte die Jagd auf den heiligen Fuchs den Hallensern Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch 50.000 Euro ein. Reinhardt und Hanisch sind Gründer der Entwicklungsfirma Rat King. Das kleine Studio aus Halle ist für die Branche in Sachsen-Anhalt ein Aushängeschild, seitdem es für das Puzzle-Abenteuer „Tri“ vor zwei Jahren in der Kategorie „Bestes Jugendspiel“ mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet worden ist.

„Auf den ersten Blick mag Sachsen-Anhalt im Vergleich zu Hochburgen der deutschen Games-Branche wie Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt am Main nur wenige Unternehmen beheimaten, die Computer- und Videospiele entwickeln. Allerdings besitzt das Bundesland großes, kreatives Potenzial“, sagt Felix Falk, Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) der Volksstimme. Auf den Durchbruch wartet die Branche hingegen noch.

Experten gehen davon aus, dass höchstens bis zu 30 Unternehmen im Land ihr Geld mit dem Entwickeln von Spielen verdienen. Die großen Game-Studio wie Ubisoft, Goodgame oder Bigpoint haben bislang einen Bogen um Halle und Magdeburg gemacht. Dominik Wilhelm, Professor für angewandte Spielekonzepte an der Hochschule Harz in Wernigerode gibt zu: „Auf der Landkarte für Spieleentwickler ist Sachsen-Anhalt bislang noch nicht richtig angekommen.“

Die hiesigen Firmen bekommen vom milliardenschweren Kuchen auf dem deutschen Spielemarkt deshalb kaum etwas ab: Im vergangenen Jahr ist der Umsatz mit Computer- und Videospielen in Deutschland um sieben Prozent auf 2,13 Milliarden Euro gewachsen. Dominiert wird der Markt ohnehin von großen internationalen Studios. Im vergangenen Jahr flossen rund sechs Prozent des Umsatzes in Deutschland auch an deutsche Firmen.

Mehr als 50.000 Exemplare sind bislang vom Spiel „Toxikk“ der Magdeburger Spiele-Schmiede 2tainment verkauft worden. Der Shooter, der in Kooperation mit einem externen Entwickler programmiert wurde, ist das Aushängeschild des Unternehmens und bereits seit mehr als zwei Jahren auf dem Markt. 2tainment steht für den Wandel der Branche in Sachsen-Anhalt. Erst seit dem vergangenen Jahr ist das Unternehmen in Magdeburg zu Hause. Förderprogramme und Risikokapital der landeseigenen IBG-Fonds lockten die Entwickler nach Sachsen-Anhalt.

Software- und Games-Unternehmen seien Innovationstreiber der heimischen Kultur- und Kreativwirtschaft, begründet der Wirtschaftsminister das Engagement des Landes. „Modernste Gaming-Technologie kommt längst nicht nur in der Unterhaltung zum Einsatz, sondern beispielsweise auch bei Diagnostik und Therapie im Gesundheitswesen, bei der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine oder bei der Visualisierung von Gebäuden“, erklärt Armin Willingmann (SPD).

Dass es Firmen wie 2tainment nach Sachsen-Anhalt lockt, liegt auch an den drei Studiengängen an den Hochschulen Harz und Anhalt sowie der Uni-Magdeburg, die seit einigen Jahren gezielt Nachwuchs für die Spiele-Branche ausbilden. Dominik Wilhelm hat in der Vergangenheit beobachtet, wie sich junge Menschen nach der Lehrzeit an seiner Hochschule in Deutschlands Game-Zentren verabschiedeten.

Künftig sollen die jungen Spiele-Entwickler bleiben. Dass sich in der hiesigen Games-Szene etwas bewegt, hat Wilhelm die Konferenz „AddOn“ gezeigt, die er kürzlich an seiner Hochschule organisierte. Weil rund 100 Teilnehmer kamen, denkt der Professor jetzt darüber nach, das Treffen jedes Jahr stattfinden zu lassen.