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Solarworld-Insolvenz Absturz des Sonnenkönigs

Deutschlands größter Solarhersteller Solarworld ist insolvent. Das Unternehmen macht Dumping-Angebote aus China für das Aus verantwortlich.

11.05.2017, 23:01

Bonn/Brüssel (dpa/ba) l Der Preiskampf mit Konkurrenten aus Asien hat Deutschlands letzten großen Solarhersteller Solarworld in die Pleite getrieben. Ein Insolvenzantrag für die Konzernmutter Solarworld AG sei beim Amtsgericht Bonn eingereicht worden, sagte die stellvertretende Direktorin des Gerichts, Gabriela Wächter.

Der Vorstand sei zu der Überzeugung gelangt, dass „keine positive Fortbestehens-Prognose mehr bestehe, die Gesellschaft damit überschuldet sei und somit eine Insolvenz- antragspflicht bestehe“, hatte das Bonner Unternehmen am Mittwochabend mitgeteilt. Kritiker werfen Firmenchef Frank Asbeck aber auch vor, in der Krise zu spät die Kosten gedrückt zu haben.

Solarworld beschäftigt insgesamt knapp 3300 Menschen – davon rund 2600 in Deutschland in der Bonner Zentrale, in Arnstadt (Thüringen) und in Freiberg (Sachsen). Die Mitarbeiter zeigten sich überrascht und schockiert von der Nachricht. Die Betriebsratschefin Anke Martin-Heede am größten Standort Freiberg sagte, sie habe von der Entscheidung am Mittwochabend im Auto erfahren. Allein in Freiberg sind rund 1200 Menschen betroffen.

Solarworld macht für das Scheitern Dumping-Angebote aus China verantwortlich, die den Marktpreis weltweit in den Keller gedrückt hätten. Hinzu kommt ein Schadenersatz-Prozess in den USA über mehr als 700 Millionen Euro, den der Konzern in erster Instanz verloren hatte. Das Berufungsverfahren läuft noch. In den vergangenen fünf Jahren habe es wegen des „massiven Dumpings chinesischer Solarhersteller“ europaweit über 100 Insolvenzen und Werksschließungen gegeben, erklärte der Herstellerverband EU Prosun, in dem Solarworld Mitglied ist. Die 2013 eingeführten Anti-Dumping-Maßnahmen der EU seien lange Zeit nur halbherzig kontrolliert worden. 2016 hatte Solarworld knapp 92 Millionen Euro Verlust ausgewiesen. Der Solarkonzern hatte daraufhin Anfang 2017 ein Sparprogramm mit dem Abbau von 400 Stellen und der Konzentration auf besonders hochwertige Solarzellen angekündigt. Damit wollte man bis 2019 wieder in die Gewinnzone kommen. Statt einer erwarteten Marktberuhigung hätten sich die Aussichten für die nächsten Monate eingetrübt, erklärte Asbeck zur Begründung des Insolvenzantrages. Angesichts dieser Entwicklung reichten die Maßnahmen nicht aus.

Sachsen-Anhalts Solar-Industrie hat unterdessen gefasst auf die Insolvenz reagiert. Der Geschäftsführer des Modul-Herstellers Calyxo aus Thalheim, Michael Bauer, sagte: „Ich hoffe, dass eine weiterführende Lösung für Solarworld gefunden wird.“ Calyxo beschäftigt im Süden Sachsen-Anhalts 170 Mitarbeiter. 2016 schrieb die Firma rote Zahlen. In diesem Jahr werde das Ergebnis besser sein, kündigte Bauer an.