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Starke Frauen Die Hüftschwung-Expertin

Die Volksstimme stellt starke Frauen in der Wirtschaft vor. Heute: Andrea Hermann, Inhaberin des Steps Dance Center Magdeburg.

21.02.2017, 23:01

Magdeburg l Lehrerin wollte Andrea Hermann schon immer werden. Als junge Schülerin hatte sie jedoch zunächst nicht das Tanzen im Blick, sondern Fächer wie Russisch oder Englisch. Bis die Wende kam und die DDR Geschichte war. „In Magdeburg öffnete eine neue Tanzschule und als Elftklässlerin bin ich sofort dort hingegangen“, erinnert sich Hermann. Sie habe zwar auch ihr Abitur noch absolviert, sich dann aber für das Studium der Tanzpädagogik entschieden. Heute, rund 25 Jahre später, leitet sie ihre eigene Tanzschule in Magdeburg mit derzeit mehr als 600 Schützlingen.

„Tanzen ist etwas für leidenschaftliche Gemüter“, findet die 44-Jährige. „Wer einmal seine Liebe zum Tanzen entdeckt hat, kommt davon nicht mehr los.“ Eine Festangestellte und neun freie Mitarbeiter beschäftigt Hermann, zusammen mit ihnen bietet sie eine ganze Bandbreite von klassischen Tänzen bis hin zu Jazz, Breakdance und Hiphop an. „Wir sind restlos ausgebucht“, betont sie.

Der Erfolg ist natürlich nicht vom Himmel gefallen. Nach ihrem Studium hat Hermann zunächst vier Jahre in einer anderen Tanzschule gearbeitet. Im Jahr 2000 wurde sie dann gefragt, ob sie selbst eine Schule – ihre heutige – übernehmen möchte. „Damals war der Betrieb noch klein, auch von den Räumlichkeiten her“, sagt Hermann. Er sei über die Jahre nach und nach gewachsen. Und für sie bedeutete dies viel Arbeit: „In den ersten Jahren habe ich von 12 bis 23 Uhr Unterricht gegeben und mich vormittags um alle organisatorischen Dinge und die Unterrichtsinhalte gekümmert.“

Arbeit auf mehrere Schultern verteilen, ist bis heute nicht so richtig ihre Sache. „Ich erledige die organisatorischen Dinge lieber selbst, ich musste zuletzt allerdings lernen, mein Pensum an Tanzkursen zu reduzieren“, erzählt Hermann. Tanzen ist zwar eine schöne Passion, doch sie geht, wenn man sie beruflich betreibt, auf Dauer auf die Knochen. „Acht Kurse mache ich noch selbst, aber die fortgeschrittenen Schüler kann ich heute leider nicht mehr trainieren.“

Dafür hat sie allerdings auch ihre Trainer. Ihre Festangestellte ist Britin, sie ist vor Jahren aus London nach Magdeburg gekommen, um zunächst am Theater zu tanzen. Die anderen Lehrer hat sie teils selbst ausgebildet, bereits als Jugendliche haben manche von ihnen bei ihr begonnen. Für die Kollegen ist das Tanzen oft ein Nebenjob, „eine ist hauptberuflich Lehrerin, eine andere Ärztin“.

Wichtig im Arbeitsalltag sei Teamwork. „Bei uns ist der Zusammenhalt sehr groß, manche Lehrer sind auch so eng befreundet, da sie sich ja schon länger kennen“, erzählt Hermann. Sie selbst erhebe ihre Stimme nur, wenn es wirklich notwendig ist. „Ich versuche, keine strenge Chefin zu sein.“

Der Erfolg gibt ihr recht: Mehrfach haben ihre Schützlinge Titel bei deutschen Meisterschaften geholt, drei Mal gab es dritte Plätze bei Weltmeisterschaften. Und auch abseits von Turnieren ist Hermann mit ihrer Tanzschule erfolgreich. Florian Silbereisen hat schon mal eine Gruppe für seine Fernsehshow gebucht und auch Andrea Berg hat für ihr Konzert in Magdeburg schon mal auf Andrea Hermann zurückgegriffen.

Ausgleich zum stressigen Berufsalltag erhält Hermann durch ihre Familie. Seit 2007 hat sie einen Sohn, „seither ist der Mittwoch für ihn reserviert“, sagt sie. Inhaberin einer Tanzschule zu sein und trotzdem noch Zeit für Familie zu finden, sei nicht immer leicht, zumal die Schule eben stets nachmittags und abends geöffnet sein müsse. „Mittlerweile lasse ich mich aber auch mal von meinen Kollegen vertreten, wenn ich Zeit für meinen Sohn brauche.“

Ein paar Jahre will Andrea Hermann noch selbst Tanzunterricht geben und sich dann nach Möglichkeit auf geschäftsführende Tätigkeiten konzentrieren. „Als Lehrerin komplett aufzuhören, wäre finanziell noch nicht drin“, sagt sie. Dann lächelt sie und betont: „Momentan liebe ich das Tanzen noch viel zu sehr, ich könnte jetzt gar nicht damit aufhören.“

Mehr starke Frauen in der Wirtschaft gibt es hier.