Starke Frauen Modemacherin mit Mumm

Die Volksstimme stellt starke Frauen in der Wirtschaft vor. Eine von ihnen ist Anne Trautwein, Gründerin der Modemarke Luxaa.

07.02.2017, 23:01

Halle l Eine E-Mail muss Anne Trautwein schnell fertig schreiben, dann hat die 35-Jährige Zeit für ein Gespräch. „Ich bin jemand, der schlecht etwas abgeben kann“, sagt sie und lächelt. Trautwein ist Gründerin der Modemarke Luxaa, die Hallenserin entwirft und verkauft unter dem Label Schmuck, nachhaltig produzierte Kleidung und Accessoires – und das lediglich mit einem weiteren Mitarbeiter und ab und zu mit einem Praktikanten.

Für Modedesign hat sich Trautwein schon sehr früh interessiert. „Mit zwölf hat mir meine Großmutter eine alte Nähmaschine geschenkt, da habe ich angefangen, mir Sachen selber zu nähen“, erzählt sie. „Mit 14 wollte ich dann Modedesignerin werden – wobei ich damals noch keine genaue Vorstellung von dem Beruf hatte.“ Bei ihrer Passion ist sie jedoch geblieben, an der Burg Giebichenstein in Halle studierte sie Modedesign.

Dass sie heute als selbständige Unternehmerin ihr eigenes Modelabel führt, hätte sie sich nicht träumen lassen. Auch weil sich ihr schon während des Studiums eine andere, sehr lukrative Perspektive bot: Der Sportartikel-Hersteller Adidas gab Trautwein die Chance, teils als Praktikantin, teils als Angestellte über ein Jahr Sportmode zu entwerfen. „Ich habe die Ausstattung für die englischen Cricket-Nationalteams kreiert, die hing dann auch im Nobelkaufhaus Harrods in London und in vielen britischen Sportgeschäften“, erzählt sie. „Das Frauen-Team hat in dem Jahr sogar den World Cup gewonnen – das war echt cool für mich, auch wenn auf den Sachen nicht mein Name, sondern das Adidas-Logo stand.“

Bei Adidas ist sie dann trotzdem nicht geblieben, einerseits, weil sie nach dem Jahr beim Weltkonzern aus Herzogenaurach noch für ein weiteres Jahr Schmuck-Design in Spanien studieren wollte, andererseits, weil sich nach ihrer Rückkehr eine neue Perspektive auftat: Im Rahmen ihrer Diplomarbeit beschäftigte sich Trautwein mit dem Kunststoff Tyvek. Sie entwickelte aus dem Stoff, der sonst als Dämm-Material benutzt wird, ein feines, strapazierfähiges Garn und damit wiederum puristische Mode.

„So habe ich den Grundstein für mein eigenes Unternehmen gelegt“, sagt sie rückblickend. Es folgte eine Show zur Berliner Fashion Week, Platz zwei beim Kreativ-Wettbewerb Bestform, viel positives Echo für die „Mode aus Plastik“. „Viele meinten damals zu mir, ich sollte mich selbständig machen.“

Gut drei Jahre betreibt Trautwein nun ihren Onlineshop und verkauft an ausgesuchte Geschäfte in Städten wie Berlin, Köln, Düsseldorf, Leipzig und London. „Eigentlich sollte der Onlineshop nur ein Zusatzgeschäft sein“, erzählt sie, „doch es ist heute sehr schwer, auf dem Markt ein junges Label zu etablieren, das für nachhaltige Mode steht.“ Kleidung aus dem Kunststoff Tyvek führt sie zwar kaum noch, weil die Produktion teuer ist. „Ein einfacher Tyvek-Strickpullover kostet um die 300 Euro.“ Nachhaltig sollen ihre Kreationen aber trotzdem weiterhin sein.

Und das bedeutet für Trautwein, dass für die Kleidung keine Rohstoffe verwendet werden, für deren Gewinnung viel Wasser verschwendet oder Boden verschmutzt werden muss. Die Textilien sollen chemiefrei sein, lange halten, nicht weit transportiert werden. Dementsprechend teuer ist Trautweins Mode auch.

Mit Rückschlägen hat Trautwein gelernt umzugehen. Mal gab es Händler, die große Bestellungen kurzfristig wieder stornierten, mal welche, die Ware abnahmen, aber nicht bezahlten. „Ich versuche heute immer, einen Plan B in der Tasche zu haben, falls etwas schiefgeht“, erzählt sie. Sie verrät aber auch: „Es gibt noch immer Momente, in denen ich an Adidas zurückdenke. Ich hätte keine Sorgen, müsste nur meinen kleinen Teil im großen Gefüge leisten.“ Ihre Entscheidung für die Selbständigkeit würde sie aber dennoch nicht bereuen. „Als Angestellte hätte ich mich nicht so verwirklichen können, ich habe damals schon bemerkt, dass es mit der Selbstbestimmung in einem großen Unternehmen nicht weit her ist.“ Insofern nehme sie lieber gelegentliche Zweifel und Ängste in Kauf, statt ihre Freiheit aufzugeben.

Als Ausgleich zur Arbeit sieht sie ihre Familie an. „Als meine Tochter auf die Welt gekommen ist, bin ich nach wenigen Wochen wieder arbeiten gegangen“, erzählt sie. Inzwischen setze sie aber Prioritäten: „Spätestens um 16 Uhr schalte ich den Rechner aus, dann ist Familienzeit.“ Sie beginne den Tag dafür früh und arbeite effizient. Und viel vor hat sie auch: In Leipzig will sie ein Luxaa-Geschäft eröffnen, Räume hat sie bereits angemietet.

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