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Stellenabbau FAM-Sparpaket kostet 82 Jobs

Der angeschlagene Magdeburger Förderanlagenbauer streicht Stellen und will das Geschäft ausbauen.

26.06.2017, 18:45

Magdeburg l Ein Sparpaket soll dem kriselnden Magdeburger Anlagenbauer FAM Luft verschaffen. Am Montag nannte die Geschäftsführung erstmals Details: 82 Stellen werden gestrichen, versprochene Tariferhöhungen verschoben. FAM-Chef Petermann sieht sein Unternehmen im Aufwind. Von der Gewerkschaft gibt es hingegen scharfe Kritik. Nach den Sparmaßnahmen sollen am Magdeburger Hauptsitz in der Sudenburger Wuhne noch 710 Mitarbeiter tätigt sein, sagte FAM-Geschäftsführer Lutz Petermann im Gespräch mit der Volksstimme.

In Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall einigte sich die Geschäftsführung zudem darauf, versprochene Tariferhöhungen um ein Jahr zu verschieben. Außerdem zieht FAM in Betracht, die Arbeitszeit der Mitarbeiter bei Bedarf auf 32 Wochenstunden zu verkürzen. Beschäftigte würden dann aber auch weniger Gehalt erhalten.

„Durch das Maßnahmenpaket können wir jetzt deutlich besser auf die normalen Auslastungsschwankungen im Tagesgeschäft reagieren und wappnen uns so für den nächsten Aufschwung“, sagte Petermann. FAM zählt weltweit zu den größten Anbietern von Tagebau-, Lager- und Umschlagtechnik. Wegen sinkender Öl- und Rohstoffpreise halten sich die Kunden der Magdeburger aber seit einiger Zeit mit neuen Aufträgen zurück. Auch die Krise in der Ukraine und die Spannungen zwischen Russland und dem Westen hatten zu Verlusten von Aufträgen geführt. Der Umsatz bei FAM sei daraufhin von über 400 Millionen auf 350 Millionen Euro zurückgegangen, so Petermann.

Viel zu lange habe es gedauert, bis die Beschäftigten über die betriebliche Situation informiert worden seien, kritisierte am Montag die Gewerkschaft IG Metall. Der Bevollmächtigte in Magdeburg, Axel Weber, sagte: „Beschäftigte verlieren ihren Job, weil die Geschäftsleitung es versäumt, sich auf den Wandel am Weltmarkt einzustellen“. Nun würden die Mitarbeiter für die Fehler des Managements in den letzten Jahren zahlen, so Weber weiter. FAM-Chef Petermann wies die Anschuldigungen gegenüber der Volksstimme zurück.

Der Magdeburger Förderanlagenbauer wähnt sich nach dem beschlossenen Sparpaket wieder im Aufwind. Petermann sagte, er beobachte steigende Rohstoffpreise auf der Welt. Bereits im kommenden Jahr rechne er wieder mit einem Plus durch neue Aufträge, die derzeit weltweit akquiriert würden, so Petermann. FAM sieht Chancen auf Wachstum offenbar auch im Dienstleistungsgeschäft. Vor und nach der Inbetriebnahme von Anlagen werde FAM neue Serviceprodukte anbieten. Das Geschäft habe sich in Deutschland und Chile bereits bewährt, sagte Petermann.

Der FAM-Chef arbeitet unterdessen auch daran, sein Unternehmen auf eine solidere finanzielle Basis zu stellen. Gegenüber der Volksstimme bestätigte er Verhandlungen mit einem möglichen Investor. Details nannte er nicht. In die Chefetage am Hauptsitz in Magdeburg hat sich Petermann bereits am Anfang dieses Jahres Unterstützung geholt: Nach Volksstimme-Informationen steuert Interims-Manager Gunter Freiherr von Leoprechting die Sanierung. Seine Beratungsagentur hat seitdem jede Abteilung unter die Lupe genommen und Einsparpotenziale aufgezeigt. Von Leoprechting gilt als erfahrener Sanierer, half zuvor auch schon mittelständischen Automobilzulieferern und Gießereien aus der Krise.

Die Sponsoring-Aktivitäten von FAM standen bei den Sparmaßnahmen offenbar nicht zur Debatte. Bis mindestens Sommer 2018 bleibe der Anlagenbauer in jedem Fall Trikotsponsor der Drittliga-Fußballer des 1. FC Magdeburg, kündigte Petermann, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Clubs ist, an. In Magdeburg bleibe FAM eine starke Marke.