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Strategiepapier Volkswagen gibt in den USA nicht auf

VW will mit einer Modelloffensive in den USA auftrumpfen - trotz Dieselgate und Donald Trump. Analysten sind skeptisch.

22.11.2016, 23:01

Magdeburg l Bei der angeschlagenen Konzernmarke Volkswagen schreitet die Neuaufstellung voran. Nachdem Vorstandschef Matthias Müller in der vergangenen Woche mit dem sogenannten „Zukunftspakt“ ein Spar- und Investitionsprogramm vorgestellt hatte, präsentierte Markenchef Herbert Diess am Dienstag nun einen Drei-Stufen-Plan, wie er die Marke VW langfristig strategisch ausrichten will. Dabei rücken besonders die USA in den Fokus.

Bis 2020 soll zunächst das Kerngeschäft restrukturiert werden. Wie auch im „Zukunftspakt“ vorgesehen, soll in den Werken effizienter und günstiger produziert werden, drei Milliarden Euro will VW allein in Deutschland sparen. Anschließend sollen vermehrt Elektroautos von den Bändern rollen und bis 2025 will VW die Marktführerschaft im Bereich der Elektromobilität erringen.

Das Papier beinhaltet aber nicht nur die allgemeine Stoßrichtung hin zur Elektromobilität und mobilen Dienstleistungen. Volkswagen will in den kommenden Jahren vor allem den Markt in den USA erobern – obwohl der Autobauer dort nach dem Diesel-Skandal deftige Milliardenstrafen und heftige Absatzrückgänge verkraften musste. Unbeirrt verkündet Diess: „Wir werden unser Engagement in den USA deutlich verstärken.“

Geplant ist demnach eine Modelloffensive mit großen Geländelimousinen, den sogenannten SUVs. Bereits heute fällt etwa der VW-Touareg in diese Modellklasse. In einem zweiten Schritt will VW seine bis dahin entwickelten Elektroautos auf dem amerikanischen Markt verkaufen. Ab 2021 will Diess die E-Autos auch in den USA produzieren lassen.

Branchen-Experten sehen die neue USA-Strategie äußerst skeptisch. „Das Land ist für Volkswagen bislang ein Fass ohne Boden gewesen“, erklärt Nord-LB-Analyst Frank Schwope gegenüber der Volksstimme. Nicht erst seit dem Diesel-Skandal fahre das Unternehmen dort regelmäßig hohe Verluste ein. Schwope empfiehlt dem Autobauer gar, den Marktausstieg zu prüfen – auch angesichts der neuen US-Regierung unter der Führung von Donald Trump: „Mit Blick auf mögliche zunehmende Freihandelsbarrieren könnte ein Rückzug der Marke Volkswagen aus den USA eine prüfenswerte Option sein.“

Doch nicht nur auf dem US-Markt will Volkswagen weiter vorankommen. Markenchef Diess möchte mit Geländelimousinen und Elektroautos auch die führende Position des Autobauers in China untermauern. Aus Sicht von Branchen-Experte Frank Schwope lohnt sich das schon eher: „Die asiatischen Wachstumsmärkte dürften rentabler und weniger risikoreich sein.“

Bis die große Elektro-Offensive anläuft, dürfte Markenchef Diess mit der Restrukturierung des Kerngeschäfts allerdings erst einmal genug zu tun haben. Niedersachsen Regierungschef und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil (SPD) erklärte am Dienstag, dass der im Rahmen des Zukunftspaktes geplante Jobabbau vor allem Niedersachsen treffen wird. In den kommenden vier Jahren könnten allein hier bis zu 17 500 Jobs wegfallen. Insgesamt will VW 23 000 Stellen in Deutschland sozialverträglich abbauen. Stephan Weil betonte aber auch, dass 7500 Arbeitsplätze im Bereich Elektromobilität wieder neu hinzukommen könnten. Unterm strich würden damit rund 10 000 Jobs in Niedersachsen wegfallen.

Analyst Frank Schwope geht davon aus, dass nicht nur die Marke VW in den kommenden Jahren umstrukturieren muss. Auch auf die anderen VW-Konzernmarken dürften wegen dem Trend zur Elektromobilität Einschnitte zukommen.