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Stromtrasse BUND schließt Klage nicht aus

Der Umweltverband BUND kritisiert die Stromtrasse nach Bayern. Der Landeschef regt an, die Erdkabel unter Straßen zu verlegen.

18.07.2016, 23:01

Magdeburg l In seinem Büro in der Olvenstedter Straße in Magdeburg wird Oliver Wendenkampf die Pläne für die Stromtrasse von Wolmirstedt nach Bayern genau studieren. Finale Dokumente, die den Verlauf der Trasse zeigen, werden vermutlich erst 2022 auf seinem Tisch landen. Dann will die zuständige Bundesnetzagentur das Planfeststellungsverfahren abschließen und den Weg aufzeigen, den der Strom in den Erdkabeln gen Süden nehmen soll.

Eine Klage gegen das, was die Behörde vorlegen wird, schließt der Chef-Umweltschützer in Sachsen-Anhalt nicht aus. „Wir klagen, wenn wir dazu genötigt werden, zum Beispiel, weil die Planung schlecht ist. Genau dafür sind wir anerkannter Naturschutzverband. Uns geht es darum, die naturverträglichste Lösung zu finden“, sagt Wendenkampf.

Seine Arbeit verrichtet er durchaus mit Erfolg. Seit Jahren verhindert der BUND den Weiterbau der Autobahn 14. Vor Gericht zwang Wendenkampf die Verkehrsplaner des Landes nachzubessern und übertraf sich selbst: Ein Teilstück der Fernstraße bei Colbitz musste das Land mit Tunneln für Kriechtiere, Fledermausbrücken und Wildtierzäunen bauen. Dort steht nun ein Abschnitt, der als „grünste“ Autobahn Deutschlands gilt.

Bei dem Bau der Stromleitung von Sachsen-Anhalt nach Bayern hinterfragt Wendenkampf bereits heute das gesamte Projekt. „Der Königsweg ist das nicht. Die beste Variante wäre, den Strom dort zu produzieren, wo er verbraucht wird. Dann bräuchte man ihn nicht durch die Gegend zu gondeln“, sagt er. Immerhin: Freileitungen sollen nur noch im Ausnahmefall gebaut werden. Stattdessen gibt der Gesetzgeber vor, die Stromkabel unter der Erde zu verlegen. Die Idee gefällt Wendenkampf. Sein Verband habe seit Jahren gefordert, die Leitungen unterirdisch zu führen.

Die Planer des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz erarbeiten derzeit mehrere Vorschläge zum Verlauf der Trasse. Im März 2017 wollen sie verschiedene Varianten an die Bundesnetzagentur übergeben, die dann die Feinplanung übernimmt. Ein Spaziergang wird das nicht. Für Erdkabel gelten andere Vorgaben als für Freileitungen. Naturschutzgebiete sind tabu, auch Moore oder Wälder wollen die Planer lieber vermeiden. Während der langjährigen Planungsprozedur setzt die Bundesnetzagentur auf den Austausch mit den Akteuren vor Ort. „So versuchen wir etwaige Klagerisiken im Vorhinein auszuräumen“, erklärte ein Sprecher der Behörde.

Der BUND-Landesverband sei bereit, sich einzubringen, fordere aber einen „konstruktiven Dialog“, der offen ist für neue Vorschläge. Wendenkampf regte im Gespräch mit der Volksstimme an, Stromkabel auch unter Straßen zu verlegen. „Wenn Kabel unterirdisch verlegt werden, wird ohnehin etwas zerstört. Unser Vorschlag ist: Natur erhalten, Asphalt zerstören und später wieder zumachen“, so Wendenkampf. Glasfaserleitungen oder Teile des Niederspannungsnetzes liegen auch heute unter den Straßen, werden aber für gewöhnlich dann verbaut, wenn der Asphalt erneuert wird.

Für Uwe Langkammer, Chef der Landesstraßenbaubehörde in Sachsen-Anhalt, ist der Vorschlag technisch machbar, wirtschaftlich sei er aber nicht. „Bei Wartung oder Reparatur der Leitungen müsste jedes Mal die Straße gesperrt werden. Das ist keinem Autofahrer zu vermitteln“, sagte Langkammer. Zudem sei nicht klar, welche Auswirkungen die Hochspannungsleitungen auf technische Systeme im Auto haben, auch wenn die Kabel in mehreren Metern Tiefe liegen.