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Tinker Toys Kinderträume aus dem 3D-Drucker

Die Macher von Tinker Toys stellen per 3D-Drucker Spielzeug her, das zuvor von Kindern entworfen worden ist. Die Firma will expandieren.

15.11.2015, 23:01

Magdeburg l Die Macher von Tinker Toys erwarten in dieser Woche Post. Wichtige Dokumente wird der Briefträger bringen. Es sind Verträge, die die Zukunft des Unternehmens sichern. „Wir haben unsere Finanzierungsrunde endlich abgeschlossen. Für das kommende Jahr ist Geld da“, sagt Sebastian Friedrich, der im vergangenen Jahr das Startup mit Sebastian Schröder und Markus Jakob gegründet hat. Seit einem halben Jahr ist Tinker Toys als Unternehmen eingetragen. Rund 60 000 Euro Umsatz haben die Magdeburger bisher gemacht.

Sebastian Friedrich hat früh gemerkt, dass Gründen kein Teilzeitjob ist. Der Aufbau des Unternehmens erfordert seine volle Aufmerksamkeit. Denn der 28-Jährige hat Ziele. „Wir wollen, dass alle Kinder mit Spielzeug spielen, das sie selbst entworfen haben“, sagt Friedrich. Es ist kein Ziel, das von heute auf morgen zu erreichen sein wird. Die finanziellen Mittel sind trotz eines privaten Geldgebers und zwei Landeskrediten begrenzt. Rund 50 000 Euro haben die drei Gründer bislang selbst in ihre Firma eingebracht. „Unsere Entwicklung ist nicht rasant. Aber das ist nicht schlimm, denn wir wollen nachhaltig und kontinuierlich wachsen“, erklärt Friedrich.

Das gelingt bisher. Der Online-Shop, der erst seit wenigen Wochen auf der Internetseite zu finden ist, hat bereits 120 Nutzer. Etwa zehn kommen jede Woche hinzu. Künftig will Tinker Toys im Internet das Geld verdienen. Von zu Hause aus können sich Kinder so ihr eigenes Spielzeug entwerfen. Fünf Basisformen – etwa Auto, Roboter oder Tier – gibt Tinker Toys vor. Die Kinder können ihrer Kreativität aber auch freien Lauf lassen. Per Mausklick wird die Bestellung aufgegeben. Dann schlagen die Stunden der 3D-Drucker. Denn die Produktion dauert. „Für ein 20 Zentimeter großes Spielzeugauto braucht ein 3D-Drucker rund fünf Stunden“, sagt Sebastian Friedrich. Das selbst designte Spielzeug wird anschließend vom Paketdienst nach Hause geliefert.

Den Design-Spaß für Kinder haben die Tinker-Toys-Gründer auch auf Workshops, in Schulen und bei Kindergeburtstagen erprobt. In den vergangenen Wochen waren sie deutschlandweit in den Häusern einer großen Möbelhauskette zu Gast. Dort konnten Kinder passend zu kleinen Kunststoff-Lastwagen einen eigenen Anhänger entwerfen. Hinter den Kulissen arbeiten die Macher an weiteren Ideen. Neben ihrer Filiale in Leipzig wollen die Spielzeugmacher eine weitere Niederlassung eröffnen. Wo, ist noch streng geheim.

Weniger geheim ist das Interesse großer Konkurrenten an der Idee des jungen Unternehmens. So soll sich nach Volksstimme-Informationen bereits der amerikanische Spielwarenhersteller Fisher-Price nach den Magdeburgern erkundigt haben. Aufmerksamkeit erlangte Tinker Toys auch Anfang September, als das Magazin „Wirtschaftswoche“ das Unternehmen zum Startup der Woche kürte.

Bislang gibt es keinen direkten Konkurrenten auf dem Spielzeug-Markt. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Individualität“, sagt Friedrich. Dennoch ist die Gefahr groß, dass ein finanzkräftiges Unternehmen kommt und die Idee kopiert. Denn weder Technik noch Konzept können durch Patente geschützt werden. Damit das nicht passiert, wird Sebastian Friedrich weiter an seinem Traum arbeiten. Und wenn er in dieser Woche die Post öffnet, wird er mit einem Auge bereits auf das kommende Jahr blicken: Denn dann muss er erneut Geldgeber finden, die das Unternehmen wachsen lassen.